Der Online-Handelsriese Amazon ist "bestens aufgestellt", um Fonds an Privatanleger zu verkaufen. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten des renommierten Research-Anbieters Bernstein in einer Studie, über die der Branchendienst "Financial News" berichtet. Demnach bringt Amazon mit den rund 100 Millionen Abonnenten seines "Prime"-Dienstes die ideale Kundenbasis mit. Der Schritt erscheint nicht abwegig. Immerhin spricht der Konzern offenbar bereits mit dem US-Institut JP Morgan, um Bankdienstleistungen anbieten zu können. Eine Erweiterung des Angebots um Investmentprodukte wäre da nur logisch.

Der Einstieg von Amazon in das Fondsgeschäft könnte einen Preiskrieg entfachen – und die ohnehin schon durch die ETF-Konkurrenz unter Druck geratenen Margen weiter dezimieren. "Angesichts der Profitabilität der Asset-Management-Industrie erscheint ein Einstieg ins Fondsgeschäft durchaus denkbar", sagte Senior-Analyst Edward Houghton dem Branchendienst. Bernstein ist ein Ableger des Fondsanbieters Alliance-Bernstein, der wiederum dem französischen Versicherungskonzern Axa gehört.

Guter Ruf in Gefahr
"Wenn einer der großen Technologie-Riesen einem Asset Manager anböte, dessen Produkte zu vertreiben, könnten die Internetkonzerne erhebliche Rabatte bei den Gebühren aushandeln", schreiben die Analysten in der Studie. "In diesem Falle sollte sich die Fondsbranche auf ein weiteres Schrumpfen der Margen einstellen." Des weiteren könnte Amazon auch einen Robo Advisor aufbauen. Dies habe etwa das chinesische Pendant Alibaba bereits getan.

Die Bernstein-Analysten schränken aber auch ein, dass die potenziellen Erlöse aus einem Einstieg von Amazon, Apple, Google und Co. ins Fondsgeschäft nicht die Gefahren für den guten Ruf aufwiegen. Wenn die Bernstein-Analysten "rein hypothetisch" Amazon beim Einstieg ins Fondsgeschäft beraten würden, wäre ihre Empfehlung: Verwaltet das Geld der Kunden nicht selbst. Der Image-Schaden für den Online-Riesen wäre zu groß, sollten Anleger Verluste erleiden. Und früher oder später wird auch der versierteste Portfoliolenker ein Minus einfahren. (ert)