Fast 60 Prozent aller Bankkunden in den USA können sich laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens Bain & Co. vorstellen, Finanzprodukte oder Dienstleistungen eines Technologie-Unternehmens zu nutzen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, ist das Interesse vor allem bei den jüngeren Umfrageteilnehmern hoch: Rund 73 Prozent der 18- bis 24-Jährigen würden Kreditkarten, Konten, Kapitalanlagen oder Hypothekendarlehen von Tech-Konzernen nutzen. 

Für die Studie hat Bain &Co. rund 133.200 Menschen in 22 Staaten befragt. Die Ergebnisse variieren dabei von Land zu Land deutlich. So gaben etwa mehr als 80 Prozent aller Befragten in China und Indien an, dass sie Finanzprodukte von Amazon und Co. ausprobieren würden. In Frankreich dagegen war es nicht einmal die Hälfte. "Die Menschen sind dazu bereit, wenn die Erfahrungen, die sie dabei machen, genauso positiv und leicht wie bei einem Einkauf bei Amazon sind", zitiert Bloomberg Gerard du Toit, Partner bei Bain & Co. und Mitautor der Studie.

Stärkere Zusammenarbeit mit Banken
Klassische Asset Manager sind nervös. In den USA bieten Amazon, Google und Facebook bereits Finanzdienstleistungen wie etwa Kreditvergabe an. Allerdings verhindert dort ein Gesetz, dass kommerzielle Unternehmen wie eine vollwertige Bank agieren können. Du Toit geht deshalb davon aus, dass Banken künftig verstärkt mit Amazon und anderen Tech-Unternehmen zusammenarbeiten. Die Kreditinstitute würden dann Vertriebs- und Service-Kanäle zur Verfügung stellen, Amazon im Gegenzug die Kunden liefern. Weil Amazon für das Gewinnen von Kunden nicht zahlen muss, kann es sich das Unternehmen leisten, digitale Konten ohne Gebühren oder Mindestguthaben anzubieten.

Auch in Europa plant Amazon Großes: Gerüchtehalber will der Online-Versandriese demnächst Versicherungen anbieten. (fp)