Die Aktie der Bawag Group ist am vergangenen Freitag (30.6.) stark eingebrochen, nachdem der aktivistische Investor Petrus Advisers das Institut in einem Brief an die Europäische Bankenaufsicht (EBA) attackiert hatte. Außerdem gab Petrus, der nach eigenen Angaben zuvor Aktionär der Bawag war, eine Short-Position bekannt, er setzt nun also auf fallende Kurse. Dies berichten diverse Medien, unter anderem die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und das "Manager Magazin".

"Es ist schockierend, in welchem Ausmaß das Managementteam der Bawag die Bank in die Ecke der Instabilität getrieben hat", heißt es dem Wirtschaftsmagazin zufolge in dem Schreiben, das später auch an die österreichische Regulierungsbehörde FMA und die Europäische Zentralbank (EZB) gegangen sei. Es gebe "sichtbare Risse in einem nicht nachhaltigen Geschäftsmodell".

Management im Fokus der Kritik
Die Kritik des Investors richtet sich in erster Linie gegen das Bawag-Management mit Vorstandschef Anas Abuzaakouk an der Spitze. Seitdem die Bawag 2017 an die Börse gegangen ist, habe sich das Management mehr als 200 Millionen Euro ausgezahlt, bemängelt Petrus Advisers. Dies stehe in keinem Verhältnis zur Performance.

Petrus kritisiert zudem das Kreditportfolio der Bank. Es sei deutlich ausgeweitet worden. Mit Engagements im US-Immobiliengeschäft sei es auch riskanter geworden und habe mit dem eigentlichen Kerngeschäft der Bawag als Privatkundenbank nicht mehr viel zu tun. Das Institut ersetze die Finanzierung über Einlagen durch eine solche am Kapitalmarkt und verhalte sich eher wie ein Kredit-Hedgefonds, kritisiert der Investor "Bloomberg" zufolge. Die Bank verliere außerdem Marktanteile und Einlagen, sodass sich das Verhältnis zwischen Kredit und Einlagen deutlich verschlechtere, so Petrus.

"Inkonsistent und irreführend"
Die Bank sei am Freitag in einer Stellungnahme nicht auf die einzelnen Kritikpunkte von Petrus Advisers eingegangen, schreibt "Bloomberg" Der Report des Investors sei "inkonsistent, aus dem Zusammenhang gerissen und irreführend", hieß es im Kern. Er stehe auch im Gegensatz zur Meinung, die Petrus Advisers über Bawag bis vor Kurzem öffentlich vertreten hat, so die Wiener Bank. Aus dem Report gehe hervor, dass Petrus Advisers eine Leerverkaufsposition in Bawag-Aktien aufgebaut hat, was sowohl dessen wirtschaftliche Motivation des Schreibens erklären könnte als auch ein Indiz für die allgemeine Glaubwürdigkeit sei, urteilte die Bawag. 

Nach den Vorwürfen von Petrus hat die Bawag am Sonntag (2.7.) erste Schätzungen zum zweiten Quartal 2023 präsentiert, wie das "Manager Magazin" berichtet. Das Konzernergebnis dürfte demnach in den drei Monaten von April bis Juni mehr als 180 Millionen Euro betragen, teilte die Bank mit. Im Vorjahreszeitraum hatte das Institut einen Überschuss von 134 Millionen Euro erwirtschaftet. (am)