Nach dem milliardenschweren Schulterschluss von Henderson und Janus Capital vom vergangenen Herbst kündigt sich nun die zweite Elefantenhochzeit im Asset-Management-Sektor binnen weniger Monate an: Der schottische Finanzkonzern Standard Life übernimmt das ebenfalls schottische Haus Aberdeen Asset Management für rund 3,8 Milliarden britische Pfund (4,4 Milliarden Euro).

Mit der Transaktion soll einer der größten Fondsanbieter Europas entstehen. Zusammen verwalten die Häuser ein Vermögen von rund 660 Milliarden britischen Pfund (rund 760 Milliarden Euro). Die beiden börsennotierten Gesellschaften bringen eine Marktkapitalisierung von elf Milliarden Pfund aufs Parkett. Dieses Gewicht soll dem neuen Konzern die nötige Schlagkraft verleihen, um im härter werdenden Konkurrenzkampf zu bestehen.

Aktienkurse klettern
An dem fusionierten Unternehmen sollen Aktionäre von Standard Life gut zwei Drittel halten, der Rest geht an die Aberdeen-Anteilseigner. Dies entspricht in etwa dem Verhältnis der aktuellen Marktkapitalisierung der einzelnen Konzerne. Die Investoren von Aberdeen werden 0,757 neue Stammaktien von Standard Life je eine Aberdeen-Aktie erhalten. Das bewertet Aberdeen im Einklang mit dem Marktwert am 3. März, dem letzten Handelstag vor der Mitteilung. Der Aktienkurs von Standard Life stieg am Montagvormittag um bis zu 9,6 Prozent, während es für Aberdeen in der Spitze um 8,2 Prozent nach oben ging.

Über die Führung des fusionierten Konzerns sind sich beide Seiten bereits einig. Standard Life-Chef Keith Skeoch und Aberdeen-Chef Martin Gilbert sollen als Co-Chefs gemeinsam an der Spitze stehen. Auch Edinburgh scheint als Hauptsitz festzustehen, wo Standard Life seine Zentrale hat. Offen ist noch der Name. Berichten zufolge ist "Standard Aberdeen" der derzeitige Favorit.

Fusion soll Mittelschwund stoppen
Aberdeen-Mitgründer Gilbert hatte bereits länger eine Fusion oder Übernahme angepeilt. So zählten die Schotten fast bis zuletzt zu den aussichtsreichsten Bietern für die Unicredit-Tochter Pioneer Investments. Allerdings zog sich das Haus nach der zweiten Runde aus dem Gefecht zurück. "Wir konnten uns die 3,5 Milliarden Euro, um die es gehen wird, nicht leisten", bekannte Gilbert damals. Aberdeen erleidet seit Jahren Mittelabflüsse. Das Haus hat einen Schwerpunkt auf Schwellenländer-Investments. Mit mehreren Übernahmen, etwa von Scottish Widows Investment Partnership, versuchte Gilbert, die Gesellschaft breiter aufzustellen.

Für Standard Life wiederum bedeutet der Kauf von Aberdeen die Wandlung von einem Versicherer zu einem ernstzunhemenden Akteur im Fondsgeschäft. Der Zusammenschluss soll Skalen-Effekte einbringen und Synergien heben. Analysten gehen davon aus, dass in den Abteilungen IT-, Backoffice und auch im Vertrieb nach dem Zusammenschluss massiv Stellen eingespart werden könnten. Die Schätzungen für einen Stellenabbau reichen bis zu 1.000 von derzeit rund 9.000 Mitarbeitern. (ert)