Die Gewinnmargen europäischer Geldverwalter liegen auf sehr hohem Niveau. Dies ergab eine Auswertung der Vermögensverwaltung Source for Alpha, über die das "Handelsblatt" berichtet. Demnach liegt das Verhältnis der operativen Gewinne zu den Einnahmen im Schnitt bei 30 Prozent. Nur eine Branche wartet mit höheren Profitquoten auf: Das Immobiliengeschäft wirft sogar satte 45 Prozent ab. Erst mit deutlichem Abstand auf die beiden Spitzenreiter folgen Industriezweige wie Software oder Pharma.

Die Berechnung von Source for Alpha beruht auf den im Stoxx Europe 600 enthaltenen Vermögensverwaltungsfirmen. Die Branchenzugehörigkeit sowie die Firmenkennzahlen ermittelten die Experten über den Datenanbieter Refinitiv. Um Ausreißer zu glätten, berechneten die Fachleute Fünfjahresdurchschnitte. Europas Asset Manager verwalteten der Unternehmensberatung McKinsey zufolge im vergangenen Jahr ein Vermögen von 25,7 Billionen Euro. Den erzielten Gesamtgewinn schätzen die Consultants auf 21,7 Milliarden Euro.

Banken und Versicherer abgeschlagen
Auch innerhalb der Finanzbranche zählt die Vermögensverwaltung zu den profitabelsten Betätigungsfeldern. Banken erzielen eine übliche Marge von 17, Versicherer gar nur von sieben Prozent. Einzelne Asset Manager ragen deutlich heraus. So weist etwa die auf alternative Investments spezialisierte Partners Group aus der Schweiz eine Marge von 66 Prozent aus. Die Auswertung von Source for Alpha erfasst allerdings nur die großen, börsennotierten Gesellschaften. Viele Vermögensverwalter in Europa sind nicht als Aktie zu haben. Und bei den kleineren Unternehmen, die nicht so viel Geld verwalten, sieht die Lage längst nicht so rosig aus.

Nur die Großen glänzen
So zeigte jüngst eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft App Audit, dass die Profitabilität deutscher Vermögensverwalter nur bei zehn Prozent liegt, klammert man die zehn größten Anbieter aus. Der Wirtschaftsprüfer Jürgen App wertet jedes Jahr die Abschlüsse von mehr als 200 unabhängigen deutschen Vermögensverwaltern aus. Für das Jahr 2018 beobachtete App nach einer langen Aufwärtsphase erstmals insgesamt eine Eintrübung der Ertragslage. Dies lag vor allem an der schwachen Börsenentwicklung (FONDS professionell ONLINE berichtete ausführlich).

Branchenkenner rechnen aber damit, dass aufgrund steigender Kosten und fallender Gebühren wegen der schärferen Konkurrenz durch passive Produkte die Margen im Asset Management künftig erodieren werden. Doch die Auswertungen von Source for Alpha und App Audit zeigen auch: Zumindest die großen Vermögensverwalter kommen von einem sehr hohen und somit komfortablen Niveau. (ert)