Die alljährliche FMA-Aufsichtskonferenz ist für die durch die Behörde beaufsichtigten Unternehmen eine Pflichtveranstaltung: Kaum eine Bank, Versicherung, Wertpapierfirma oder Pensionskasse, die nicht mit einem hochrangigen Vertreter vor Ort ist. Ganz freiwillig sind freilich die wenigsten hier, vielmehr möchte es sich niemand mit der mächtigen Behörde verscherzen und durch Abwesenheit unangenehm auffallen.

Unter den Besuchern war dann natürlich auch Thema, wie es in Zukunft mit der Behörde weiter gehen wird, nachdem die Aufsichtsreform im Zuge der Neuwahlen gestoppt wurde. Aber auch der Auftritt des neuen OeNB-Gouverneur Robert Holzmann sorgte für reges Interesse bei den Besuchern der Konferenz.

Warnung vor geopolitischen Rezession
Jene rund 800 Marktteilnehmer, die dem Ruf der FMA dieses Jahr gefolgt sind, wurden vom Gastgeber gleich zu Beginn auf den Boden der Tatsachen geholt. So warnte FMA-Vorstand Helmut Ettl in seiner Eröffnungsrede vor den Risiken einer "geopolitischen Rezession" und mahnte, wachsam zu sein und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. "Die weltweit eskalierenden Handelskriege, die sich zuspitzenden Konflikte, insbesondere in der arabischen Welt, der nach wie vor drohende ungeordnete Brexit sowie die tiefe Krise des Multilateralismus, die die Ordnungskraft multilateraler Standards und multilateraler Institutionen immer mehr unterminiere, seien geopolitische Risiken, die das Potenzial haben, eine Rezession auszulösen", so Ettl. 

In einer Umfrage hatten die Konferenz-Teilnehmer selbst das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie die operationalen Risiken wie IT- und Cyberrisiko, Rechtsrisiko oder Conduct-Risiken als größte Herausforderungen für die Finanzbranche gesehen. Ettl schlug auf der Konferenz auch vor, "auf EU-Ebene ein 3-Säulen-Modell zur Bekämpfung der Geldwäscherei" zu etablieren: eine "Intelligence-Unit" zur Analyse und Strategieentwicklung, eine "Prevention-Unit“, um die Sorgfaltspflichten zur Prävention durchzusetzen, und eine "Enforcement-Unit", die konkrete Verdachtsfälle auf Geldwäscherei ermittelt und gegebenenfalls harsch sanktioniert. 

Den heimischen Lebensversicherungen macht Ettl in seiner Rede zudem klar, dass man angesichts des Niedrigzinsumfeld die Zinszusatzreserve wohl langfristig weiter anheben wird müssen. "Wir müssen hier in eine Diskussion mit den Versicherungen eintreten", so Ettl.

Ettls Vorstandskollege Klaus Kumpfmüller betonte, dass sich gerade in der Bewältigung der globalen Finanzkrise und ihrer Folgen "der integrierte Aufsichtsansatz der FMA, der die Aufsicht über den gesamten Finanzplatz unter einem Dach vereint, für eine kleine aber bedeutende Volkswirtschaft wie Österreich bewährt hat".

"The Big Picture – relevante Themen kontrovers diskutiert"
Ingesamt stand die mittlerweile 10. Aufsichtskonferenz dieses Jahr unter dem Generalthema "The Big Picture – relevante Themen kontrovers diskutiert". Der Themenbogen der unterschiedlichen Vorträge und Diskussionsrunden reichte dabei von der Entwicklung des europäischen Bankensektors über die Auswirkungen des Brexit bis hin zu den Auswirkungen des digitalen Wandels sowie den Herausforderungen durch die Klimakrise.

Neben dem Vorstand der FMA gaben unter anderen Andrea Enria, Vorsitzender der europäischen Bankenaufsicht und Elke König, Vorsitzende der europäischen Bankenabwicklungsbehörde Diskussionsimpulse. König betonte in ihrem Vortrag etwa, dass bis zu einer vollendeten Bankenunion noch viel Arbeit auf die EU zukommen werde. Ein einheitliches europäisches System zur Liquidation von Banken bleibt für sie dabei von zentraler Bedeutung.

OeNB-Gouverneur Holzmann warnt vor Klumpenrisiko
Anlass zur Sorge sieht der neue OeNB-Chef Robert Holzmann beim Blick auf die Entwicklung der europäischen Banken im Vergleich zu jenen in den USA. Während sich die Börsenkurse der US-Banken nach 2010 wieder auf ein Vorkrisenniveau bewegt haben, zeigt sich am Euro Stoxx Banks Index, dass die europäischen Institute sich kaum vom Tiefstand wegbewegen konnten. Für Holzmann liegt dies vor allem daran, dass die Profitabilität im europäischen Bankensektor unter dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld sowie unter sehr niedrigen Risikokosten leiden würde.

Dabei betonte der OeNB-Gouverneur allerdings auch, dass sich die heimischen Banken im europäischen Vergleich gut entwickelt haben, da ihnen ihr Exposure in Osteuropa zu Gute kommt. Allerdings warnt Holzmann die anwesenden Banker auch davor, dass sich hier ein gewisses "Klumpenrisiko" auftut, gegen dass sich die Institute absichern sollten.

"Nicht den Kopf in den Sand stecken"
Zum Abschluss der Konferenz hielt Finanzminister Eduard Müller eine Rede, Dabei betonte er, dass sich die Finanzmarktaufsicht in Anbetracht der Herausforderungen, die mit der Digitalisierung, dem Klimaschutz und den globalen wirtschaftlichen Entwicklungen auf die Finanzbranche zukommen, ständig weiterentwickeln muss. "Die Aufsicht darf den Kopf nicht in den Sand stecken", erklärte Müller. Laut dem Finanzminister würden sich disruptive Entwicklungen in der Branche schließlich nicht nur ankündigen, sondern "sie passieren" bereits. Als Beispiele nannte Müller die Aktivitäten von Fintechs und die Entwicklungen von Kryptowährungen wie Bitcoin und Libra. (gp)