Anlässlich der gut besuchten Investorenveranstaltung "Jupiter Sturm" im Wiener Palais Coburg, zu der für Österreich zuständige Sales Director Karl Banyai sowie Andrej Brodnik, Head of Germany, Switzerland & Austria, professionelle Marktteilnehmer luden, erläuterten bekannte Jupiter-Investmentexperten im Rahmen einer moderierten Podiumsdiskussion, welche Chancen und Risiken sie für die Aktien- und Rentenmärkte sehen. Die Kurzzusammenfassung vorweg: Der Grundtenor ist pessimistisch, sehr gute Chancen bestehen hingegen am indischen Subkontinent.

Vorsicht vor den Bären
Ivan Kralj, Absolute-Return Analyst bei Jupiter, ist war bei der Diskussion tendenziell am pessimistischen eingestellt. Investoren würden derzeit – abgesehen von einzelnen Werten – nicht für das Eingehen von Aktienrisiken honoriert. Auf der Long-Seite sei es immer schwieriger, günstig bewertete Aktien zu finden. Dafür werde spiegelbildlich auf der Short-Seite die Auswahl größer und größer. Investoren sollten jedoch auf den richtigen "Katalysator" warten, um möglichst gut getimt auf fallende Notierungen zu setzen. Marktteilnehmer seien derzeit unvorsichtig und würden – zumindest bei Aktien aus OECD-Staaten - teilweise ignorieren, dass die Verschuldung vieler Unternehmen angesichts mauer Wachstumsaussichten mittlerweile zu hoch sei. "Es fraglich, ob Anleger diese Entwicklung bereits eingepreist haben." Der Jupiter-Experte rechnet mit dem Eintreten diverser Schocks, die durchaus das Potenzial hätten, den Aktienmarkt rund 20 Prozent nach unten zu drücken.

Gutes Händchen essentiell
Mike Buhl-Nielsen, Fund Management Director & Fondsmanager Jupiter Europa, ging unter anderem auf die Frage von Moderator Mag. Harald Egger (Erste Asset Management) ein, wie er mit Branchenrotationen an den Aktienmärkte umgehe respektive ob er versuche diese zu traden. Er räumte ein, dass Fondsmanager diesbezüglich generell nur selten ein gutes Timing hätten und es wesentlich sinnvoller sei, durch einen disziplinierten Investmentansatz gute und unterbewertete Aktien günstig zu kaufen und sich nicht von den Launen anderer Marktteilnehmer zu sehr beeinflussen zu lassen. Auch er ist nicht besonders optimistisch für die weitere Aktienmarktentwicklung. Positiv sei aber, dass aufgrund einer relativ niedrigen impliziten Volatilität (derzeit um die 20) eine Absicherung über Puts günstig seien. Von Finanzwerten hält er nicht viel, findet aber auf Einzeltitelebene derzeit beispielsweise den Vermögensverwalter Amundi interessant.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung
Charlie Thomas, Head of Strategy, Environment and Sustainability & Fondsmanager Jupiter Global Ecology Growth und Jupiter Global Ecology Diversified, nannte einen triftigen Grund, warum Aktien, die in einem Nachhaltigkeitsuniversum enthalten sind, zukünftig eine Outperformance aufweisen sollten: Viele der Generation "Millenials" haben keine oder nur wenige Geschwister und würden daher jeder viel erben. Da diese Erben ihre Gelder vorwiegend unter nachhaltigen Gesichtspunkten via Fonds anlegen, sollten Nachhaltigkeitsansätze überdurchschnittlich stark profitieren. Im Gegensatz dazu würden Aktien, aber auch Anleihen aus Branchen mit negativen Image, wie beispielsweise Atom oder Kohle, immer weniger Käufer finden.

Thomas machte auch darauf aufmerksam, dass China verstärkt auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzt, was eindeutig ein "Game Changer" sei und Nachhaltigkeits-Investoren in die Hände spielt.

"Eine unglaubliche Chance"
Avinash Vazirani, Fund Management Director & Fondsmanager Jupiter India Select, der mit seinen Fonds die MSCI-India Benchmark seit Auflage um mehr als 1000 Prozent outperformte, brach eine Lanze für "sein" Anlageuniversum. Seiner Meinung nach gäbe es drei wichtige Faktoren, die Investoren bei Indien eine Einstiegschance böten, die es wohl nur ein oder zweimal im Investorenlebe gäbe. "Indien ist derzeit eine unglaubliche Chance."

Auf der einen Seite wird in Indien eine Sozialversicherung für große Teile der Bevölkerung eingeführt. Hinzu kommt, dass auch Millionen Inder erstmalig Bankkonten eröffneten. Dies würde die Kaufkraft steigern und für einen jahrelangen Boom sorgen. Vazirani erinnerte an einen vergleichbaren Entwicklungsschritt in Großbritannien, der für einen jahrelangen Aufschwung sorgte.

Zweiter "Katalysator" sei laut Vazirani eine Vereinheitlichung der indischen Umsatzsteuer, die bislang von Bundes- zu Bundesstaat unterschiedlich hoch war und damit binnenstaatlichen Güterverkehr unnötig komplizierte und damit verteuerte. Dank einer höheren Smartphone-Penetrationsrate würden indische Konsumenten mehr Informationen über günstige Preise erhalten. Dies helfe der indischen Zentralbank bei der Bekämpfung der Inflation und erlaube Zinssenkungen, die wieder sowohl indischen Anleihen als auch Aktien zu Gute kämen.

Auch wenn sich Indien nicht ganz von der weltweiten Konjunkturentwicklung abkoppeln könne, profitiere der Subkontinent von einer günstigen demografischen Entwicklung. Die Armut weiter Bevölkerungsschichten sorge dafür, dass die Menschen sich anstrengen müssten, sich nach oben zu arbeiten um hochwertige Konsumgüter kaufen zu können. Dies kommt auch dem indischen Aktienmarkt zu Gute, denn immer mehr Inder würden ihr Erspartes nicht nur in Gold investieren oder auf Bankkonten legen, sondern in indische Aktien stecken. (aa)