Die im April 2020 an den Start gegangene Bank 99 will ihr Produktangebot heuer kräftig ausweiten, unter anderem im Anlagebereich. Für den Vertrieb will man sich dabei nicht ewig auf das Netzwerk an Postfilialen und Postpartnern in Österreich verlassen; später könnte auch das Wachstum im Ausland eine Rolle spielen. "Unser Geschäftsmodell ist schon auf Wachstum angelegt. Wir sind nicht an den Start gegangen, um nur zwei oder drei ­Prozent zu wachsen. Wir stehen jetzt bei 240.000 Kunden und wollen das signifikant ausbauen", sagte Marktvorstand Florian Dangl, der das Institut gemeinsam mit Bernhard Achberger (Vorstand Marktfolge) führt. Das Gespräch ist in voller Länge in der neuen Heftausgabe von FONDS professionell zu lesen.  

Allein im Vorjahr habe die Bank 30.000 neue Kunden durch eigene Werbemaßnahmen dazugewonnen. Weitere 145.000 seien durch die Übernahme des Privatkundengeschäfts der ING Österreich gekommen – deutlich mehr, als die in früheren Berichten kolportierten 100.000.

Fondsstrecke im zweiten Quartal für alle offen
Die Übernehme des ING-Geschäfts hat auch Vorteile für die bestehenden Bank 99-Kunden, denn diese bekommen nun die breite Fondsauswahl, die es bei der ING gab. "Eine Fondspalette stand für uns immer auf dem Plan, ist aber mit der ING-Fusion früher in das Portfolio der Bank 99 gekommen", so Dangl. Die übernommenen ING-Kunden können weiter aus dem gewohnten Angebot von rund 180 Fonds wählen. Im zweiten Quartal 2022 soll diese Fondsstrecke schließlich allen Kunden geöffnet werden. Diese breite Auswahl an Portfolios und Fondsgesellschaften wolle man weiterhin bewusst für die digital versierten Selbstentscheider anbieten.  

Daneben wird aber auch das bestehende Angebot für Anleger mit weniger Kapitalmarkterfahrung forciert: Derzeit können Kunden, die nicht bei der ING waren, nur in ein einzelnes Fondsprodukt investieren: die "anlage99", hinter der der Standortfonds von Own360 steht. "Die 'anlage99' ist uns ganz wichtig. Wir bauen dieses Produkt aus. Aber es bleibt klar fokussiert auf drei bis fünf Portfolios mit globaler Streuung. Im Vordergrund steht das Fondssparen", erklärt Dangl. "anlage99" sei das niederschwellige Einstiegsangebot für Kunden, die hauptsächlich in der Filiale betreut werden.

Zusammenarbeit mit Blackrock
Für diese drei bis fünf Portfolios wurde eine Kooperation mit Blackrock geschlossen: "Blackrock liefert uns gemanagte ETF-Dachfonds, in einer White-Label-Lösung. Kunden können je nach Risikoneigung unter diesen Managed-Index-Portfolios wählen", so Dangl.  

Am Plan steht außerdem eine umfassende Depotlösung auf der Kunden abseits von Fonds später auch Aktien, Anleihen und andere Assets handeln können. Davon erwartet sich das Management noch einmal deutlichen Zulauf: "Wir haben ein großes Potenzial für Depotübertragungen – allein durch rund 20.000 Konzernmitarbeiter der Österreichischen Post. Für sie macht es auch mehr Sinn, wenn sie nicht nur ihre Fonds übertragen, sondern alle Produkte samt Aktien und Anleihen", so Dangl. Man halte nach Partnern Ausschau. Ein breites Depotangebot sei aber aufgrund der momentanen technischen Herausforderungen eher kommendes Jahr realistisch.

Technik wird neu aufgestellt
Dieses Jahr steht eine komplette Technikreorganisation im Vordergrund: Teil-Services wie Depotführung, Lagerstellen- und Ordermanagement für die ING-Kunden werden momentan etwa noch von Frankfurt aus erbracht, während die Bank-99-Kunden über das Allgemeine Rechenzentrum ARZ serviciert werden. Beide werden nun heuer gemeinsam auf eine eigens entwickelte Plattform transferiert. Sämtliche Kundenservices, von der Kontoeröffnung in der Filiale bis zum Fondssparen sollen aus einer Hand angeboten werden. Die im Hintergrund laufende Banksteuerung (also Aufgaben wie Rechnungs- und Meldewesen sowie Risikomanagement) soll weiter im ARZ bleiben.  

Der Großteil der technischen Migration soll planmäßig im Sommer abgeschlossen sein. Reine Spar- und Girokonten würden aus technischen Gründen zum Quartalsabschluss am 30. September übertragen.


Das gesamte Interview lesen Sie in der Heftausgabe 1/2022 oder im E-Magazin. Darin erklärt Florian Dangl, welche Services man in den Postfilialen bekommt und wie man das Beratungsgeschäft ausbauen will.