Die Besucher der Eröffnungsdiskussion am zweiten Tag des FONDS professionell KONGRESSES in Wien durften zurecht wieder eine hochkarätige Gesprächsrunde auf der Kongressbühne erwarten: Bereits zum achten Mal stellten sich Topexperten der Finanzbranche den Fragen des prominenten und vielfach ausgezeichneten Journalisten Armin Wolf. Dabei spielten das Schreckgespenst Inflation sowie der Krieg in der Ukraine eine zentrale Rolle. Wegen der massiv steigenden Verbraucherpreise wollte Wolf von den Experten zunächst erfahren, wie lange die Preise weiter steigen werden und was nun zu tun sei, um sein Vermögen zu schützen.

Während laut Aussage des DWS-Starfondsmanagers Klaus Kaldemorgen ein Inflationszyklus im Schnitt gute zwei Jahre dauert, hatte Philipp Vorndran, der Kapitalmarktstratege von Flossbach von Storch, für die Zuhörer weniger gute Nachrichten im Gepäck: Er erwartet zwar, dass die durch die Pandemie hervorgerufene temporäre Inflation von gut sieben Prozent zwei Jahre andauern wird. Doch wegen mittel- und langfristiger Inflationstreiber wie der Dekarbonisierung, Deglobalisierung und Demographie rechnet er mit dauerhaften Inflationsraten von drei bis vier Prozent. Dem pflichtete DJE-Vorstandsmitglied Ulrich Kaffarnik bei.

"Das ist doch eine lachhafte Diskussion"
Auf die Frage, ob die europäische Notenbank EZB nun die Zinsen erhöhen werde, waren sich die Fachleute ebenso einig: Kaffarnik erwartet, dass die EZB weiter "herumeiern" werde, obwohl ein Anstieg von etwa 25 Basispunkten seiner Meinung nach kein Problem sein sollte: "So fragil ist unsere Wirtschaft dann auch wieder nicht", so der DJE-Mann. Für Vorndran handelt es sich beim Thema Zinsen gar um eine lachhafte Diskussion, wie er einwirft und sagt: "Es ist doch klar, dass die Sparer enteignet werden." Dem stimmte auch die Private-Bankerin Silvia Richter, Leiterin des Wiener Standortes der Zürcher Kantonalbank Österreich, zu, die gleichzeitig betonte: "Zu den Aktienmärkten gibt es einfach keine Alternative."

Die goldenen Jahre sind vorbei
Ob man als nüchtern kalkulierender Anleger gerade jetzt auch in Sektoren investieren solle, die vom Krieg profitieren, wollte Wolf weiter wissen. Dem widersprachen die Diskussionsteilnehmer vehement: Kaldemorgen zählte für Wolf etliche Alternativen zu seiner Idee auf, etwa Aktien globaler zu diversifizieren. "In Krisen ist es generell ratsam, von der Krise weit weg zu investieren", erklärte er.

Kaffarnik wiederum erinnerte daran, Technologiewerte nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn es hier große Unterschiede gebe. Richter betonte wiederum, dass die letzten zehn goldenen Jahre nun vorbei seien. Sie sei aber Optimistin und verstehe die Krise als Chance. "Vielleicht ist die aktuelle Krise ja auch der Anstoß für neue Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit", sagt Richter.

"Wozu brauche ich Sie vier eigentlich?"
Bei welchen Bereichen Richter weitere Innovationen erwarte, wollte Wolf wissen: "Sagen Sie uns, wie wir reich werden!" Ihr Rat: "Fangen Sie an zu investieren, bleiben Sie Ihrer Strategie treu und gehen Sie in Aktien." Ob ETFs da nicht günstiger seien, warf Wolf ein und wollte wissen: "Wozu brauche ich Sie vier eigentlich?"

"Für Ihr Risikomanagement", entgegnete Kaffarnik. "Und für Ihre Portfoliostruktur", stellte Richter klar. "Ist die immer besser, als ein ETF?", fragte Wolf. Das sei kaum möglich, so Richter: "Aber kaufen Sie, Herr Wolf. Wir sprechen uns dann in drei Jahren." Kaldemorgen hakte ein, dass ein ETF per se nicht schlecht, aber die dringend notwendige Diversifikation damit nicht erfüllt sei. Für Vorndran wiederum gebe es für die Österreicher eben keinen ETF, der ihren Bedürfnissen entspräche. "Kein vernünftiger Österreicher würde auf die Idee kommen, in den ATX zu investieren", so Vorndran.  (cf)