In Europa beheimatete Fonds, die in den US-Aktienmarkt investieren, hinken ihren amerikanischen Pendants seit der Verkürzung der Abwicklungsfristen für Wertpapiergeschäfte hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt eine Auswertung der Wirtschaftszeitung "Financial Times" auf Basis der Daten des Fondsratinghauses Morningstar. Demnach hinken seit der Umstellung Ende Mai bis Anfang August europäische Fonds um 20 Basispunkte ihren in den USA angesiedelten Pendants hinterher.

Bei Indexfonds beziffere sich die Differenz auf 14 Basispunkte. Auf Sicht von einem und drei Jahren würde hingegen die Performance der US-Fonds zurückfallen. In den USA hat sich am 28. Mai die Frist für die Abwicklung eines Wertpapierhandelsgeschäfts auf einen Tag verkürzt. Die Fristen werden im Fachjargon als "T+1" für einen und "T+2" für zwei Abwicklungstage bezeichnet. Auch in Kanada und Mexiko wurden die Fristen verkürzt. Die Europäische Finanzaufsicht ESMA prüft derzeit, ob sie dem Gesetzgeber einen Wechsel zu "T+1" empfehlen soll.

Höhere Kosten
Vor der Umstellung hatten Akteure und Branchenbeobachter vor Problemen gewarnt. Der europäische Fondslobbyverband Efama hatte gar die Gefahr eines "Herstatt-Pleite-Moments" heraufbeschworen. Nach der Pleite der Kölner Bank im Jahr 1974 war es zu Verwerfungen an den internationalen Devisenmärkten gekommen. Die Umstellung Ende Mai auf "T+1" schien letzten Endes relativ glatt über die Bühne gegangen zu sein. Größere Schwierigkeiten bei dem Übergang sind nicht bekannt geworden.

Allerdings scheint sich die Umstellung in höheren Handelskosten für in Europa beheimatete Fonds niederzuschlagen, sollten sich die Ergebnisse der "Financial Times"-Auswertung erhärten. Diese höheren Ausgaben münzen sich demzufolge in eine schwächere Performance um. Seit die USA zu "T+1" übergegangen sind, " ist es teurer, in Europa zu operieren und zu handeln", zitiert die "Financial Times" einen Mitarbeiter eines Asset Managers, der jedoch anonym bleiben möchte.

"Beeinträchtigung der Wertentwicklung"
Jim McCaughan von Indefi, einem Beratungsunternehmen für Asset Manager, sagte der "Financial Times", dass es wegen der unterschiedlichen Abwicklungsfristen in den USA und Europa "eine messbare Beeinträchtigung der Wertentwicklung geben wird". Hintergrund sei, dass aufgrund der Diskrepanz der Abwicklungszyklen ein Fonds sich Geld leihen oder einen externen Händler beauftragen muss, um zeitliche Lücken in der Ausführung der Wertpapiergeschäfte zu überbrücken. Das sei mit Kosten verbunden. (ert)