Nachdem die FMA der Wiener Crypto Management GmbH am 8. November die Lizenz entzog und eine Anzeige einbrachte, hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nun Ermittlungen eingeleitet. Nach Prüfung des Anfangsverdachts werde gegen eine Person und einen Verband ermittelt, bestätigte eine Sprecherin gegenüber der Redaktion. Im Raum steht der Verdacht auf Betrug und Untreue.

Wie ein mit der Sache Vertrauter gegenüber der Redaktion sagte, müssen Anleger und andere Gläubiger nach ersten Annahmen mit einem Verlust zwischen fünf und zehn Millionen Euro rechnen. Üblicherweise übernimmt die WKStA die Ermittlungen bei Fällen ab fünf Millionen Euro. Die WKStA-Sprecherin machte zur Schadenshöhe keine Angaben, sie betonte, diese sei Gegenstand des Ermittlungsverfahrens.

Selbstanzeige nach Vor-Ort-Prüfung der FMA
Laut den Insiderangaben seien dem Team der seit 2017 operativ tätigen Crypto Management GmbH nach anfänglich versuchtem seriösen Vorgehen die Kosten davongelaufen, woraufhin Anlegergeld genommen wurde, um den Zahlungsverpflichtungen gegenüber bestehenden Anlegern und Gläubigern nachzukommen. Nach einer Vor-Ort-Prüfung der FMA habe die Unternehmensführung die aussichtslose Lage erkannt und selbst die Behörden eingeschaltet. Die WKStA-Sprecherin bestätigte, dass es eine Selbstanzeige gab. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Im Zentrum des Unternehmens steht Gründer und Geschäftsführer T., der als ehemaliger Investmentbanker, Wertpapiervermittler und Portfoliomanager bestens mit der deutschen und österreichischen Finanzbranche vernetzt ist. Der gebürtige Deutsche war etwa für das Fondsmanagement im Bereich Anleihen für Häuser wie WestLB, Commerzbank und Deutsche Bank tätig. Nach seinem Wechsel nach Österreich weist sein Lebenslauf Stationen bei Capital Bank, LLB oder Kronos Advisory auf.

Zwiespältigkeiten
Sein Auftritt in sozialen Medien wirft im Zusammenhang mit den Malversationen im eigenen Unternehmen und aus Sicht der geschädigten Anleger erstaunliche Zwiespältigkeiten auf: Auf einem Kanal ist zu lesen, dass sich T. weiter mit sehr aktuellen Beiträgen (der jüngste vor zwei Tagen) am öffentlichen Diskurs beteiligt und mit teils deftigen Worten gegen die deutsche Regierung beziehungsweise für die rechtsextreme AfD auftritt. Den amtierenden Parteien wirft er einen falschen Umgang mit Geld und "völlige Ahnungslosigkeit“ vor; man hätte das Steuergeld "Ungebildeten" anvertraut, heißt es da unter anderem.

Fragen, wem man das Geld anvertraut hat, werden auch die Geschädigten der Crypto Management GmbH: Laut KSV1870 findet am 10. Jänner 2024 ein erstes Gläubigertreffen statt. Als Insolvenzverwalterin wurde die Wiener Rechtsanwältin Ulla Reisch bestellt. (eml)