Der Wirtschaftskrimi um die Kryptowährungsplattform Onecoin hat das Zeug, den S&K-Skandal deutlich in den Schatten zu stellen. Die möglichen Verluste von Onecoin-Käufern übersteigen nach derzeitigem Stand die Einbußen, die S&K-Kunden erlitten haben, um knapp 100 Millionen Euro.

Anleger sollen in die Kryptowährungs-Plattform, die mutmaßlich im Zentrum eines riesigen Schneeballsystems steht, rund 360 Millionen Euro investiert haben, bevor erste Verdachtsmomente ruchbar wurden. Nach Angaben der deutschen Finanzaufsicht Bafin sind von den Investorengeldern bislang lediglich 29 Millionen gefunden worden. Die Verluste für Anleger können sich nach Adam Riese demnach auf 331 Millionen Euro summieren – bei S&K waren es "nur" 240 Millionen Euro.

Die Frage nach dem Verbleib der Gelder wird die Staatsanwalt Bielefeld sicher auch stellen: Sie ermittelt mittlerweile unter anderem wegen Betruges, wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) meldet. Nach Angaben der SZ haben die Ermittlungsbehörden sieben Vertreter aus dem Onecoin-Umfeld im Visier, weil versprochene Gewinne nicht realisierbar sein sollen, was die Behörde laut SZ auch bestätigte. Bei den Verdächtigen handelt es sich größtenteils um Verantwortliche der Firma IMS International Marketing Services, die vom kleinen Städtchen Greven im Münsterland aus für Onecoin Überweisungen abwickelte.

Verdacht auf Schneeballsystem
Der Fall kam vor einigen Wochen ins Rollen, wie FONDS professionell ONLINE berichtete. Die "Macher" bezeichnen Onecoin als Kryptowährung. Diese ist, wie FONDS professionell recherchierte, de facto aber kaum handelbar. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass es sich bei der vermeintlichen Kryptowährung und den um sie herum konstruierten Firmen und Seminar-Veranstaltern um ein raffiniert kaschiertes Schneeballsystem handelt.

Die IMS International Marketing Service aus Greven im Münsterland hat im Auftrag der Onecoin Ltd. zwischen Dezember 2015 und Dezember 2016 und 360 Millionen Euro angenommen und den größten Teil an Dritte weitergeleitet – "insbesondere auch außerhalb Deutschlands", wie es bei der Bafin heißt. Die deutschen Aufseher qualifizieren dieses Vorgehen als Finanztransfergeschäft, wofür der IMS aber die Erlaubnis fehlte.

Daher wurden IMS, neben der Kontensperre vom Februar, am 5. April alle Finanztransfers mit Onecoin Dubai verboten. IMS wurde angewiesen, vorhandene Bankguthaben, soweit diese nicht einer Pfändung unterliegen, "an diejenigen Einzahler zurück zu überweisen, die zuletzt Zahlungen an die IMS vorgenommen hatten", heißt es auf der Homepage. (fp)