Die Sberbank Europe AG, die sich seit Monaten in Abwicklung befand, hat am vergangenen Donnerstag (15.12.) ihre Bankkonzession zurückgelegt. Wie die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) mitteilt, wurden – bestätigt vom Wirtschaftsprüfer – alle Bankgeschäfte abgewickelt. Die Bankkonzession erlischt demnach rechtswirksam mit ihrer Zurücklegung. Der am 1. März auf Anweisung der Europäischen Zentralbank (EZB) von der FMA bestellte Regierungskommissär Gerd Konezny wurde wieder abberufen, heißt es.

Die FMA hat gegen das Institut Ende Februar erste Maßnahmen eingeleitet, wenige Tage später folgte die Schließung. Laut Helmut Ettl und Eduard Müller, Co-Vorstände der FMA, handelt es sich um den "bisher komplexesten Fall der Abwicklung einer Bank in der Europäischen Union". Es sei gelungen, "ein Insolvenzverfahren zu vermeiden und die Bank ohne Erschütterung der Finanzmarktstabilität und unter weitestmöglichem Schutz der Kunden geordnet aus dem Markt zu nehmen". Zudem habe sich die österreichische Einlagensicherung (ESA) durch die rasche Entschädigung der Einleger bewährt.

Gutes Ende, aber Diskussionen über EU-Einlagensicherung
Für die in der ESA versammelten Banken, die für den Ausfall eines Mitgliedsinstituts aufkommen müssen, ging das Sberbank-Ende noch einmal gut aus. Sie erhielten das gesamte für die Entschädigungen ausgezahlte Geld wieder zurück, nachdem die Assets der Sberbank verwertet werden konnten. 

Der Fall führte jedoch zu einer Diskussion über ein europaweites Einlagensicherungssystem. Denn fast der gesamte Betrag, den die ESA auszahlen musste, ging an deutsche Einleger. Es handelte sich um eine knappe Milliarde Euro von 35.000 Privatkunden, die ihr Geld über die Frankfurter Filiale (Markenname Sberbank Direct) eingezahlt hatten. In Österreich selbst hatte die Sberbank Europe nur rund 120 Kunden. Dass die österreichische Einlagensicherung vor allem Kunden aus einem anderen Land entschädigen müsse, passe nicht, sagten Aufseher.

Die Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien betreute mit 3.800 Mitarbeitern und acht Tochterbanken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa rund 775.000 Kunden und hatte eine Bilanzsumme von rund 13,5 Milliarden Euro. Infolge der geopolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine erlitt sie so massive Liquiditätsabflüsse, dass ihr die FMA die Fortführung des Geschäftsbetriebes am 1. März 2022 untersagte. Sberbank Europe stand zu 100 Prozent im Eigentum der Sberbank of Russia, die mehrheitlich (50+1 Stimmrechte) dem Staat gehört. (eml)