"Man kann Betrug auch in Shorts und T-Shirt begehen" – mit diesen Worten fasste Staatsanwalt Damian Williams aus Manhattan die Anklage gegen den auf den Bahamas lebenden FTX-Gründer Sam Bankman-Fried am Dienstag zusammen. Um den in der Szene als "SBF" bekannten Unternehmer wegen der acht Punkte umfassenden Anklage vor ein Bundesgericht stellen zu können, muss Williams ihn allerdings zunächst von den Bahamas zurückholen. Und Bankman-Fried machte bei einem ersten Gerichtstermin auf dem Atlantik-Archipel klar, dass er das nicht einfach so hinnehmen werde.

Einer der "größten Finanzbetrugsfälle in der amerikanischen Geschichte"
Die Anklage lautet auf Betrug, Verabredung zur Begehung von Wertpapierbetrug und weiteren Verstößen im Zusammenhang mit der Veruntreuung von FTX-Kundengeldern in Milliardenhöhe für persönliche Zwecke und riskante Wetten des Schwesterunternehmens Alameda Research. Williams nannte den Fall "einen der größten Finanzbetrugsfälle in der amerikanischen Geschichte". Die Ermittlungen seien "noch nicht abgeschlossen".

Bankman-Fried hat in zahlreichen Medieninterviews bestritten, wissentlich Betrug begangen zu haben. Ein New Yorker Anwalt des FTX-Gründers sagte am Dienstag, dass sein Mandant "die Vorwürfe mit seinem Anwaltsteam prüft und alle seine rechtlichen Optionen in Betracht zieht".

Prominente Beispiele für lange Auslieferungsverfahren
Sollte Bankman-Fried sich gegen die Auslieferung weiter querstellen, könnte dies die Dinge in die Länge ziehen. Viele hochkarätige Anträge auf Auslieferung in die USA laufen seit Jahren:

  • Wikileaks-Gründer Julian Assange wehrt sich seit 2019 in London gegen die Auslieferung wegen des Vorwurfs der Veröffentlichung von durchgesickerten Regierungsgeheimnissen. 
  • Huawei-Finanzchefin Meng Wanzhou kämpfte drei Jahre lang gegen ihre Auslieferung aus Kanada in einem Fall, der auch große politische und diplomatische Dimensionen hatte. 
  • In Wien wehrt sich in einem ebenfalls politisch aufgeladenen Fall bereits seit mehr als acht Jahren der ukrainische Industrielle Dmytro Firtasch gegen seine Auslieferung an die USA – bislang erfolgreich.
  • Der in Tschechien geborene Geschäftsmann Viktor Kozeny kämpfte erfolgreich gegen die Auslieferung von den Bahamas. Ihm war von der US-Justiz Bestechung in Aserbaidschan vorgeworfen worden. Ein bahamaisches Gericht stellte allerdings fest, dass die mutmaßlichen Bestechungen seinerzeit keine Straftaten in dem Inselstaat waren.

"Das Auslieferungsrecht kann ziemlich undurchsichtig sein", sagt Douglas McNabb, ein Anwalt aus Houston, der sich auf solche Fälle spezialisiert hat. Anhängige Auslieferungsfälle drehten sich allerdings hauptsächlich um Drogendelikte. Bankman-Fried könnte sich auch selbst dafür entscheiden, in die USA zurückzukehren. Viele amerikanische Staatsbürger sitzen am Ende lieber in einem heimischen als in einem ausländischen Gefängnis, sagen Anwälte.

Fürs erste kann Bankman-Fried seine Auslieferung jedenfalls nicht von seinem Luxus-Penthouse aus bekämpfen. Sein Antrag auf Freilassung gegen eine Kaution von 250.000 US-Dollar wurde am Dienstag von einem bahamaischen Richter abgelehnt, der ein Fluchtrisiko sah. Eine Anhörung zur Auslieferung wurde für den 8. Februar angesetzt. (mb/Bloomberg)