Die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC stellt die umstrittene Vergütungspraxis des Payment-for-Order-Flow (PFOF) auf den Prüfstand. Anlass ist eine geplante Reform des Aktienhandels: Die Behörde hat sich zum Ziel gesetzt, den Wettbewerb unter Brokerhäusern zu stärken und Kleinanlegern zu besseren Konditionen bei Aktiengeschäften zu verhelfen. Dabei sollen auch die PFOF hinterfragt werden, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt. Ein offizieller Vorschlag der SEC wird für den Herbst erwartet. 

Im Detail sieht das Modell der SEC vor, dass Broker künftig die Kauf- oder Verkaufsorders von Kunden an Auktionen weiterleiten, die von Börsen oder anderen Handelsplätzen organisiert werden. Dort würden dann Marktteilnehmer um den besten Deal wetteifern. Bislang können Broker die Aufträge von Kleinanlegern direkt an große Handelshäuser weiterleiten, die diese Orders abwickeln, sofern der Preis mindestens genauso gut ist wie der offizielle Börsenkurs. SEC-Chef Gary Gensler habe dies in der Vergangenheit als Hemmnis für freien Wettbewerb kritisiert, schreibt die Zeitung.

Provisionen für Broker
PFOF sind eine vor allem bei Neobrokern wie Robinhood verbreitete Vergütungspraxis, bei der diese Aufträge an größere Wertpapierhändler weiterleiten, die die Order auf ihren eigenen Handelsplattformen platzieren statt direkt an der Börse. Für diesen Vorgang erhalten die Neobroker eine Provision und können daher Kunden mit dem Angebot von sehr günstigen oder sogar Gratis-Transaktionen umwerben. Das ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber traditionellen Banken und Finanzdienstleistern – und steht den Plänen der SEC für einen transparenten Wettbewerb diametral gegenüber.  

Die SEC folgt damit der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA, die diese Vergütungspraxis verbieten möchte. Dazu ging vor wenigen Wochen die deutsche Finanzaufsicht Bafin auf Distanz, weil ihrer Ansicht nach das Modell für Privatanleger auch Vorteile bietet. Die deutsche Aufsicht kam in einer eigenen Untersuchung zum Schluss, dass PFOF für Kundenaufträge mit kleineren Volumina überwiegend vorteilhaft sei. "Denn sofern Transaktionskosten berücksichtigt wurden, waren die Ergebnisse für Kunden mehrheitlich besser als an den Referenzmärkten", schrieb die Bafin. Bei höheren Transaktionsvolumen und niedrigerer Liquidität an den Referenzmärkten gingen diese Vorteile jedoch verloren. (jb)