Hadewych Kuiper, die Leiterin von Triodos Investment Management, schlägt ein neues Kategorisierungssystem für Anlageprodukte vor. Sie stört sich an der aktuellen Begriffsvielfalt in diesem Segment. Die neuen Leitlinien der EU-Wertpapieraufsicht zu den Namen von Nachhaltigkeitsfonds seien zwar zu begrüßen. Ob sie die nötige Klarheit bringen, müsse sich jedoch erst noch erweisen.

Kuiper verweist darauf, dass nachhaltige und ESG-Investitionen oft auch rückwärtsgerichtet seien, weil sie das Verhalten von Unternehmen in der Vergangenheit bewerten. "Je mehr ESG-relevante Informationen ein Unternehmen veröffentlicht, desto höher ist die Punktzahl und das Peer-Ranking und desto eher wird es für Investitionen ausgewählt", erläutert sie gegenüber FONDS professionell ONLINE. "Mit anderen Worten: Ein Unternehmen, das über umfangreiche Berichterstattungskapazitäten verfügt, kann sicherstellen, dass es alle Kriterien erfüllt."

Impact Investing hingegen blicke in die Zukunft und versuche positive Veränderungen aktiv herbeizuführen und zu beschleunigen. "Das große Unterscheidungsmerkmal ist dabei die Intentionalität", betont Kuiper. "Für Impact-Investoren ist der Ausgangspunkt immer die Aufgabe, die man lösen möchte." Bei ESG-Investitionen hingegen gehe es vor allem darum, wie gut die Portfoliounternehmen ihre Nachhaltigkeitsrisiken managen. "Die Quantifizierung von Risiken bedeutet jedoch nicht, dass gesellschaftliche Aufgaben gelöst werden", so Kuiper.

"Trügerische Nachhaltigkeit"
Um für mehr Klarheit zu sorgen, schlägt Kuiper ein neues Kategorisierungssystem vor. "Die wichtigsten Grundsätze eines solchen Systems sind, dass alle Anlageprodukte miteinander vergleichbar sind und dass der Vergleich leicht verständlich ist", so Kuiper. Die Kategorisierung sollte offenlegen, wie nachhaltig ein Finanzprodukt ist, basierend auf dem Anteil nachhaltiger Investitionen, der Frage, ob die Indikatoren für prinzipielle negative Auswirkungen (PAI) im Anlageprozess verwendet werden und ob es Ausschlusskriterien gibt. Triodos IM sieht fünf Kategorien vor, von "starker" bis "keine explizite" Berücksichtigung der Nachhaltigkeit in einem Produkt.

Außerdem plädiert der Asset Manager dafür, dass alle Finanzprodukte eine Reihe wichtiger PAIs offenlegen sollten. "Das von uns vorgeschlagene System würde es Anlegern, insbesondere Kleinanlegern und ihren Beratern, ermöglichen, alle verfügbaren Produkte auf der Grundlage derselben grundlegenden Nachhaltigkeitsinformationen zu vergleichen und Anlageentscheidungen im Sinne der Offenlegungsverordnung zu lenken", meint Kuiper. "Die momentane Praxis der trügerischen Nachhaltigkeit würde damit der Vergangenheit angehören." (bm)