Die personellen Verflechtungen zwischen Europas Banken und den für sie zuständigen Aufsichtsbehörden sind enger als von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Das zeigt eine neue Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH): Fast vier von zehn Vorstandsmitgliedern von nationalen Regulatoren haben demnach zuvor in der Finanzindustrie gearbeitet.

Für die Studie haben die IWH-Forscher Daten zu den Karrierepfaden von 185 europäischen Top-Aufsehern gesammelt und ausgewertet. Ein Ergebnis der Studie: Wer gerade noch beaufsichtigt wurde, wird oft selbst Aufseher. "Die Nähe zwischen Banken und Aufsicht birgt mögliche Risiken für die Finanzstabilität", sagt Michael Koetter, Leiter der Abteilung Finanzmärkte am IWH und Co-Autor der Studie. "Allein der Verdacht, als Aufseher könnten ehemalige Banker ihre früheren Arbeitgeber begünstigen, kann das Vertrauen in die Institutionen belasten", so Koetter.

Vorschläge für Verbesserungen
Der Finanzmarktforscher schlägt mehrere potenzielle Verbesserungen vor: So sollte der Auswahlprozess für Führungsposten in der Bankenaufsicht offener und vielfältiger gestaltet werden. Auch eine Karenzzeit ist seiner Meinung nach sinnvoll: Bevor Bankbeschäftigte in den Vorstand der nationalen Finanzaufsicht wechseln, sollten sie eine Wartezeit von mindestens zwei Jahren durchlaufen. Drittens schlägt Koetter ein europäisches Transparenzregister für Banken und ihre Aufseher vor. Dank solcher Daten würden Fondsgesellschaften, Versicherungen und weitere Anleger mehr Klarheit gewinnen über mögliche personelle Netzwerke im Finanzwesen. (jh)