Die EU-Kommission arbeitet schon seit geraumer Zeit an ihrer Taxonomie. Das ambitionierte Projekt ist ein Klassifizierungssystem, mit dem Brüssel definiert, welche Wirtschaftsaktivitäten künftig als nachhaltig gelten sollen, weil sie ökologische, soziale und ethische Aspekte (ESG) berücksichtigen. Anfang Februar trat ein delegierter Rechtsakt in Kraft, der einige Vorgaben hinsichtlich einer grünen Taxonomie macht. Daneben arbeitet die Kommission auch an Regeln für eine soziale Variante. Am Montag (28.2.) hat nun eine von der Kommission beauftragte Expertengruppe ihre Empfehlung vorgestellt, wie eine solche Sozialtaxonomie ausgestaltet werden könnte. Das berichten verschiedene Medien wie "Zeit Online“ unter Berufung auf die Nachrichtenagentur dpa.

"Wir benennen gesellschaftlich herausragende Wirtschaftsaktivitäten, die mit Investitionen gestärkt werden sollen", wird die Leiterin der Expertengruppe, Antje Schneeweiß, von der Agentur zitiert. Dazu sollen etwa Wohnungsgesellschaften zählen, die sozialverträgliche Mieten verlangen, und Textilhändler, die gute Löhne zahlen. Die zusätzlichen Ausgaben dieser Firmen haben schließlich einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen, das sollte anerkannt und gefördert werden. Als schlecht für die Nachhaltigkeit bewerten die Fachleute um Schneeweiß zum Beispiel Tabakgeschäfte.

Grüne und soziale Taxonomie dürfen sich nicht widersprechen
Zugleich dürfe die Tätigkeit der Firmen aber keine unerwünschten Nebenwirkungen auf den Umweltbereich haben, schreibt dpa weiter. Wenn beispielsweise eine Agrarfirma relative gute Löhne zahlt, bei ihrer Produktion aber für einen hohen CO2-Ausstoß oder andere negative Umweltfolgen verantwortlich ist, so sollte sie nicht als positiv eingestuft werden. Zudem haben die Fachleute die Forderung der Rüstungsbranche abgewiesen, im Rahmen der Sozialtaxonomie als positiv deklariert zu werden, weil ihre Produkte die Grundlage für die Sicherheit Europas seien. "Täten wir das, würden wir die ganze Sozialtaxonomie unglaubwürdig machen", sagt Expertin Schneeweiß.

Der Bericht der Experten sollte schon Ende vergangenen Jahres veröffentlichen werden. Der Termin wurde allerdings verschoben. Im Sommer 2021 hatte bereits eine Arbeitsgruppe der "Plattform on Sustainable Finance" Vorschläge zur Ausgestaltung einer sozialen Taxonomie vorgestellt. Sie basierten ihre Überlegungen auf drei Grundfragen: Was ist ein substanzieller Beitrag für das Fortkommen einer Gemeinschaft? Wie vermeide ich schädigende Aktivitäten gegen eine Gemeinschaft, gegen Gruppen oder Individuen? Und welche Tätigkeiten schaden diesen? Die beiden letzten Punkte finden. (jb)