Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Österreich 4.322 Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Das ist rund ein Drittel mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Zahlen stammen aus einer Hochrechnung des Gläubigerschutzverbands KSV1870.

Gegenüber dem ersten Halbjahr 2019, dem letzten "Normaljahr" vor der Corona-Pandemie, sind das laut den Angaben noch immer um etwa 600 Fälle weniger. Die Höhe der betroffenen Schuldensumme ist im ersten Halbjahr 2022 auf 505 Millionen Euro gestiegen, das sind 38 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Teuerung wirkt sich noch nicht aus
Mitverantwortlich für die Zunahme dürfte die seit dem Vorjahr gültige Insolvenznovelle sein. Diese ermögliche eine deutlich leichtere Entschuldung, so KSV1870-Leiter Karl-Heinz Götze. Noch kein Grund für den Anstieg der Zahlen sei hingegen momentan die hohe Inflation, da Privatkonkurse selten spontan auftreten. Massive Einschnitte wirken sich meist erst mit Verzögerung aus.

Beim KSV gehen die Experten davon aus, dass die Konkurszahlen im aktuellen Umfeld weiter steigen. "Mit Blickrichtung Jahresende" sollen wieder Zahlen wie vor der Corona-Pandemie zu sehen sein. Das wären in etwa 9.500 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren in ganz Österreich – umgerechnet 182 Fälle pro Woche.

Nach Ausbruch der Pandemie im März 2020 waren die Privatkonkurse stark zurückgegangen. Das lag an den Stützungsmaßnahmen der Regierung und an dem bis Februar 2021 aufrechten Kreditmoratorium, das eine verpflichtende Stundung von Krediten vorsah. (eml)