Das Serious Fraud Office (SFO) hat eine Reihe früherer Banker im Zusammenhang mit der Manipulation des  Euro Interbank Offered Rate (Euribor) befragt, wie Bloomberg aus informierten Kreisen erfahren hat. Darunter sei auch eine Gruppe ehemaliger Händler der Deutschen Bank gewesen. Das SFO sei bestrebt, die Entscheidungen über eine Klageerhebung schnell nach den Befragungen zu treffen, hieß es weiter.

Die Behörde wolle bis Ende September an Personen, die in Beziehung zu dem Manipulationsskandal stehen, eine Welle so genannter "Requisitions" zu versenden – Vorladungen, sich vor Gericht einer Anklage zu stellen. SFO-Direktor David Green hatte in einer Rede in diesem Monat gesagt, in den Ermittlungen seien weitere Anklagen "in diesem Herbst wahrscheinlich."

Bislang hat das SFO im Zusammenhang mit dem Euribor niemanden strafrechtlich verfolgt. Stattdessen hat sich die Behörde auf die Yen- und US-Dollar-Versionen der London Interbank Offered Rate (Libor) konzentriert und in diesem Bereich Klagen gegen 13 Personen erhoben. Tom Hayes, ein früherer Händler bei UBS und Citigroup, ist im Sommer zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ein weiterer Banker hat sich schuldig bekannt und elf frühere Händler und Broker müssen sich im Oktober und Januar in Prozessen vor Gericht verantworten.

Neun Milliarden Dollar an Strafen
Behörden rund um den Globus haben untersucht, wie Banken die Zinsbenchmarks manipuliert haben und gegen ein Dutzend Finanzfirmen Geldbußen im Umfang von insgesamt rund neun Milliarden Dollar verhängt. Die Benchmarks werden für die Berechnung der Zinsen von Wertpapieren und Krediten im Billionen-Dollar-Volumen verwendet.

Ein Sprecher des SFO wollte sich zu möglichen Anklagen nicht äußern. Auch ein Sprecher der Deutschen Bank in London wollte keine Stellung beziehen. Darüber hinaus dürften noch 20 Personen, die im Zusammenhang mit der Manipulation des Yen-Libor als Mitverschwörer von Hayes in dessen Verfahren beschrieben wurden, Schritte der SFO zu befürchten haben. Die Händler und Broker auf der Liste arbeiteten unter anderem bei Royal Bank of Scotland, JPMorgan Chase und ICAP. (mb/Bloomberg)