Faruk Fatih Özer, Gründer und CEO der im Vorjahr eingestellten türkischen Kryptowährungsbörse Thodex, wurde in der albanischen Küstenstadt Vlora festgenommen. Das gab der türkische Innenminister am Dienstag bekannt. Der 28-jährige Özer wird beschuldigt, vor über einem Jahr mit dem Geld seiner Kunden verschwunden zu sein. Rund 400.000 Thodex-Nutzer waren betroffen. 

Auf der 2017 gegründeten Plattform konnten Kryptoassets wie Bitcoin, Ethereum und andere gehandelt werden; sie zählte zu den größten dieser Handelsportale in der Türkei. Im April 2021 stellte das Unternehmen den Handel ein. Zuerst unter dem Vorwand einer kurzen Handelspause aufgrund eines nicht näher erläuterten Investments. Später hieß es, es gebe einen Cyberangriff, Kundengelder seien aber vorhanden. In der Kryptowelt hat sich dieser betrügerische Rückzug, bei dem Kunden mit Versprechen hingehalten werden, die sich später als leer herausstellen, unter dem Schlagwort "Exit-Scam" einen Namen gemacht.

Anlegerschaden von rund zwei Milliarden Euro
Nach dem Aus der Börse nahmen die türkischen Behörden 62 Personen fest, froren Unternehmenskonten ein und beschlagnahmten digitale Infrastruktur. Özer war zu diesem Zeitpunkt bereits geflüchtet. Es wird ein Anlegerschaden von rund zwei Milliarden Euro vermutet. Der Thodex-Scam gilt als der größte Betrug im Jahr 2021. Im April 2021 tauchten Informationen auf, dass Thodex vor seinem Aus 125 Millionen Dollar an die Kryptobörse Kraken überwiesen hat, wie die Nachrichtenagentur "Bloomberg" berichtet.

Thodex hatte Anleger mit aufwändigen Werbekampagnen angelockt und unter anderem Luxusautos versprochen. Nach dem flüchtigen CEO wurde weltweit durch Interpol gefahndet. Özer soll in die Türkei ausgeliefert werden, wo ihm ein harter Rechtsstreit droht. Laut "Bloomberg" steht eine Gefängnisstrafe von bis zu 40.564 Jahren im Raum. Özers Identität wurde laut den türkischen Behörden "anhand biometrischer Ergebnisse" bestätigt. (eml)