Im Vorjahr erschütterte der Kollaps prominenter Investmentfonds, die in illiquide Titel investiert hatten, die europäische Fondsbranche. Der Schweizer Vermögensverwalter GAM musste von Tim Haywood gelenkte Portfolios auflösen. In Großbritannien kam der Equity Income Fonds des einst gefeierten Neil Woodford ebenfalls in Nöte, Anleger müssen bei dem in Liquidation befindlichen Vehikel mitunter hohe Verluste befürchten.

Nun zieht die europäische Marktaufsichtsbehörde ESMA die Konsequenzen: Sie hat die nationalen Aufseher beauftragt, den Umgang der Fondgesellschaften mit der Liquidität zu untersuchen.

Fragebögen ausgeschickt
In Österreich wurden am Mittwoch dieser Woche Fragebögen ausgeschickt, wie die FMA auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mitteilt. Bis Ende März müssen die Fragebögen beantwortet und zurückgesendet werden. Nach der Auswertung werde es bei einzelnen Fondsgesellschaften vertiefte Prüfungen geben, so FMA-Sprecher Klaus Grubelnik. Wie lange die Auswertung dauern werde und wann es zu Prüfungen komme, stehe noch nicht genau fest. Der Prozess dürfte die Behörde jedenfalls einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Ergebnisse werden in der Folge auch auf europäischer Ebene diskutiert.

Der Sprecher verweist darauf, dass die FMA bereits einmal, nämlich im Jahr 2016, die Liquiditätsrisiken erhoben hat. Offenbar stellte die Behörde daraufhin Handlungsbedarf fest. Die Folge war eine Verordnung, in der den Gesellschaften Mindeststandards vorgeschrieben wurden. Im wesentlichen habe man die Verpflichtungen, die schon für Alternativen Investmentfonds (AIF) galten, auf die Ucits-Fonds übertragen, so Grubelnik.

Europaweiter Prozess
Auch in anderen Ländern müssen nun die Aufsichtsbehörden im Laufe des Jahres prüfen, inwieweit sich Asset Manager an die Vorgaben zur Liquidität in Ucits-Fonds halten und wie sie sicherstellen, dass die Anleger ihre Anteile jederzeit zurückgeben können.

Nicht nur Fälle wie Woodward und Haywood haben zuletzt für Bedenken gesorgt. Auch eine Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF) beobachtete, dass Rentenfondsmanager rund um den Globus einerseits Papiere mit immer schlechterer Bonität in ihre Portfolios laden. Zum anderen bauen sie Bar- und Geldmarktreserven ab – und reduzieren so ihre Manövriermasse, sollten Anleger kurzfristig und in Scharen ihre Mittel abziehen.

Insbesondere im größten europäischen Fondsmarkt Luxemburg muss die Behörde genau hinschauen. Dort hat die Aufsicht CSSF nach eigenen Angaben in einem ersten Schritt Fragebögen an eine große, repräsentative Gruppe von Ucits-Anbietern ausgeschickt. Die Einhaltung der Vorschriften zur Liquiditätskontrolle und -steuerung sei eine tragende Säule, um die Stabilität des Finanzsystems und das ordnungsgemäße Funktionieren der Kapitalmärkte zu sichern sowie die Anleger zu schützen, heißt es.

Reichen bestehende Regeln aus?
In der Branche ist schon mehrfach die Frage nach strikteren Regeln zur Liquiditätssteuerung in Publikumsfonds aufgeworfen worden. So hatte die irische Zentralbank angekündigt, sich dieser Frage zu widmen. Irland ist nach Luxemburg die zweitgrößte Heimat für Ucits-Fonds. Auch die Luxemburger CSSF soll Medienberichten zufolge diese Frage hinter den Kulissen mit Fondsanbietern diskutiert haben.

Die Chefin von Fidelity International, Anne Richards, hatte jüngst wiederum die uneingeschränkte, tägliche Handelbarkeit von Publikumsfondsanteilen infrage gestellt. Bei Investments in nicht-börsennotierte Papiere seien womöglich andere Regeln nötig, so Richards. Es müsse klarer bestimmt werden, in welchen Situationen eine tägliche Anteilsrücknahme nicht angemessen sei. (eml/ert)