Die enormen volkswirtschaftlichen Einbußen durch Korruption rechnet eine Analyse von Friedrich Schneider, emeritierter Professor der Abteilung für Wirtschaftspolitik und des Forschungsinstituts für Bankwesen der JKU Linz, vor. Der Schaden steige jedes Jahr, sagte Schneider laut einem Bericht der Nachrichtenagentur "Bloomberg", dem ein Gespräch mit der Agentur "APA" zugrunde liegt.

Korruption hat laut Schneider mehrere wesentliche Konsequenzen, die sich negativ auf eine Volkswirtschaft auswirken. Kommt bei Ausschreibungen nicht der Bestbieter zum Zug, entgehen dem Staat Steuereinnahmen beziehungsweise wird unnötig viel Geld der öffentlichen Hand ausgegeben. Andererseits verringere sich die Produktivität, da Firmen ausscheiden, die wegen Bestechungsaktivitäten ihrer Konkurrenten bei der Vergabe öffentlicher (oder auch privater) Aufträge nicht zum Zug kommen. Außerdem werde durch Korruption die Qualität staatlicher Institutionen verschlechtert.

Fast 80 Milliarden Euro Schaden in nur sechs Jahren
Dem österreichischen Bruttoinlandsprodukt entgingen laut Schneider im Jahr 2016 zwölf Milliarden Euro, 2017 waren es 12,8 Milliarden Euro, 2018 errechnet Schneider einen Schaden von 11,9 Milliarden Euro, 2019 von 13,5 Milliarden Euro, 2020 sollen es 14,4 Milliarden gewesen sein und 2021 kommt der Wissenschaftler auf negative Auswirkungen im Wert von 15,2 Milliarden Euro. Insgesamt sind das innert nur sechs Jahren fast 80 Milliarden Euro.

Dass man Korruption ganz abschaffen kann, sei wohl eine Utopie, heißt es in dem Bericht. Würde es jedoch gelingen, sie auf dem Niveau der Schweiz zu halten, so wäre der Schaden für die österreichische Wirtschaft Schneiders Berechnungen zufolge um 6,2 Milliarden Euro geringer.

Billionenschaden in der EU innerhalb eines Jahres
In Deutschland betrage der volkswirtschaftliche Schaden im Jahr 2020 rund 221,2 Milliarden Euro und 2021 dürften es laut Schneider 234,1 Milliarden Euro gewesen sein. Für die Gesamtheit der 27 EU-Staaten errechnet er einen Schaden von 938 Milliarden Euro im Jahr 2020 und 1.011,5 Milliarden Euro 2021.

Eine genaue Messung der Korruption sei schwierig, da man sich dabei auf Befragungen verlassen muss, räumte Schneider ein. Am häufigsten werde auf Daten von Transparency International zurückgegriffen, in deren jüngstem Ranking sich Österreich auf Platz 13 von 180 untersuchten Ländern befand.

Um Korruption zu bekämpfen, empfiehlt Schneider laut dem Bericht transparentere Vergaben durch Einführung eines öffentlichen Vergaberegisters, eine Sperre von öffentlichen Auftragsvergaben für drei bis fünf Jahre für verurteilte Unternehmen, die an Korruption beteiligt waren, besseren Schutz für Whistleblower, eine Veröffentlichungspflicht für Förderungen von über 10.000 Euro, eine strengere Bestrafung von korrupten Personen und Amtsverlust, ein mehrjähriges Verbot für politische Ämter zu kandidieren sowie die Aufstockung der Personalressourcen der Justizbehörden. (Bloomberg/eml)