Die auf vermögende Privatkunden spezialisierte Kathrein Privatbank hat laut einem Bericht des "Standard" im Mai einen langjährigen Mitarbeiter aus dem Bereich Private Banking entlassen, der etliche Millionen Euro abgezweigt haben soll. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittle auf Basis einer Strafanzeige seit Sommer gegen eine Person. Nach weiteren Informationen des Mediums soll es Hausdurchsuchungen und Kontoöffnungen gegeben haben.

Bei der Bank habe man der Zeitung "Unregelmäßigkeiten bei Tätigkeiten eines Mitarbeiters" bestätigt. Man habe diesen umgehend entlassen und Strafanzeige erstattet. Zudem untersuche die Wirtschaftsprüfungskanzlei KPMG den Fall. Ein Banksprecher betonte gegenüber der Zeitung, dass man für potenzielle Schäden vorgesorgt habe.

Fast 30 Millionen Euro Schaden vermutet
Aus dem Jahresabschluss für das Jahr 2022 gehe hervor, dass nach dem Bilanzstichtag, nämlich im Mai 2023, ein "potenzieller Schadensfall" in Höhe von rund 6,1 Millionen Euro entdeckt wurde, schreibt die Zeitung. Nach Informationen des Mediums könnte der Schaden jedoch viel höher liegen. Man habe ein Loch von 27 Millionen Euro festgestellt, das der knapp 60-jährige Privatbanker durch beginnende Abzweigungen bereits ab den 1990er Jahren verursacht haben dürfte.

Laut dem Medium sollen rund zehn Kunden um Geld gekommen sein, darunter besonders ein mit dem Betreuer eng verbundener, mittlerweile verstorbener Kunde. Dessen Erben seien sich nun mit der Bank nicht über die Höhe der Schadenssumme einig.

Aufarbeitung
Das Institut zeigte sich gegenüber dem "Standard" tief betroffen über die Vorgänge. Man sei um transparente Aufarbeitung bemüht und habe allen bis auf einem Kunden den Schaden ersetzt. Bei diesem einen Kunden wird der Schaden noch evaluiert.

Der verdächtige Mitarbeiter habe davor in diversen Banken gearbeitet und werbe nun im Internet als "unabhängiger Berater" für sich, so die Zeitung. Es gilt die Unschuldsvermutung. (eml)