Die alljährliche FMA-Aufsichtskonferenz ist für die durch die Behörde beaufsichtigten Unternehmen eine Pflichtveranstaltung: Kaum eine Bank, Versicherung, Wertpapierfirma oder Pensionskasse, die nicht mit einem Vertreter vor Ort ist. Ganz freiwillig sind freilich die wenigsten hier, vielmehr möchte es sich niemand mit der mächtigen Behörde verscherzen und durch Abwesenheit unangenehm auffallen.

Für jene Marktteilnehmer, die dem Ruf der FMA auch dieses Jahr gefolgt sind, hielten die Gastgeber dann auch gleich durchaus erfreuliche Erkenntnisse bereit. So erklärte FMA-Vorstand Helmut Ettl in seiner Eröffnungsrede, dass sich die FMA zu Reformen in Aufsicht und Regulierung bekennt. Die Erfahrungen beim Aufbau der Europäischen Bankenunion zeigten laut Ettl "wie wichtig der Grundsatz der Proportionalität sei, damit Regulierung und Aufsicht nicht Konzentrationsprozesse auslösen, die zum Nachteil klein- und mittelständisch strukturierter Wirtschaftsräume wie Österreich sind“. 

Und FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller erklärt, dass er sich zwar grundsätzlich zur Europäischen Bankenunion bekennt, warnte aber vor einem regulatorischen Bias zugunsten von Großbanken: "Es kann nicht sein, dass eine Bank, nur weil sie klein- oder mittelständisch ist, unter die Räder kommt, weil die Regulierung Großbanken bevorzugt.“ Er forderte vehement, dass bei der Reform der Regulierung, insbesondere beim Review der CRD IV, die Vorschläge der FMA zur proportionalen Ausgestaltung für kleinere Institute berücksichtigt werden.

Wichtigstes Thema Zinsumfeld
Eine im Vorfeld durchgeführte Umfrage unter den Teilnehmern der Konferenz zeigt jedenfalls, dass diese im aktuellen Zinsumfeld die größte Herausforderung sehen. Rund 70 Prozent der 329 Umfrageteilnehmer sehen hier die größte Gefahr für die Branche. Dementsprechend gespannt waren die Teilnehmer auf die Rede von Notenbank-Chef Ewald Nowotny.

Und dieser gab durchaus einen interessanten Einblick in die Zinspolitik der europäischen Zentralbank (EZB). Derzeit gebe es eine Phase sehr niedriger Zinsen und auch niedriger Inflationsraten, erklärte Nowotny. Es werde daher diskutiert, ob es sich dabei möglicherweise um eine langfristige strukturelle Entwicklung handle und man auch auf lange Sicht mit vergleichsweise niedrigen Zinsen zu rechnen habe. Die EZB peilt nach Aussage des Ratsmitglieds Ewald Nowotny kein abruptes Bremsen in der Zinspolitik an. Es werde vielmehr eine vorsichtige Normalisierung angestrebt, sagte der Gouverneur der Nationalbank (OeNB). Man werde den Fuß nur langsam vom Gaspedal nehmen, meinte Nowotny.

Cyberkriminalität
Neben der Zinspolitik sorgen sich die Markteilnehmer auch zunehmend über das Thema der Cyberkriminalität. Für immerhin 57,5 Prozent der Befragung liegt hier das größte Schadenspotenzial. Dies wurde auch in einer Podiumsdiskussion deutlich, an der neben dem FMA-Vorstand Ettl auch Erst-Group-Chef Andreas Treichl und Felix Hufeld, der Chef der deutschen Finanzaufsicht (Bafin) teilnahmen.

Im Rahmen der Diskussion bestätigte Treichl, dass das Online-Banking-System der Bank "unfassbar vielen Attacken" ausgesetzt ist. Noch sei allerdings kein Schaden entstanden. Treichl forderte allerdings auch, dass die FMA im Kampf gegen Cyberkriminalität technologisch massiv aufrüsten müsse. Während sich die Aufsicht laut Treichl wahnsinnige Sorgen um die Datenqualität bei den Banken mache, mache er sich "echte" Sorgen über die Datensicherheit bei der Aufsicht. "Dort liegt eine unfassbare Datenlandschaft. Als Cyberkrimineller würde ich die Daten der EZB hacken und gäbe mich nicht mit einer kleinen Bank ab", erklärte Treichl.

Auswirkungen von Mifid II
Kritisch zeigt sich Treichl auch gegenüber der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II. Die Vorschriften führten laut dem Erste-Group-Chef dazu, dass sich die kleinen Banken die für die Umsetzung notwendige IT nicht mehr leisten könnten. "Die sind aus dem Geschäft raus", so Treichl.

Die EU-Richtlinie entmündige zudem nicht nur die Bankberater, sondern auch die Kunden. "Kümmert euch weniger um Mifid, kümmert euch um IT-Experten, die sich wirklich auskennen, damit die Aufsicht beim Übergang zu Digitalisierung und Blockchain überhaupt mithalten kann“, fordert Treichl. (gp)