Die geopolitischen und wirtschaftlichen Turbulenzen lösen am österreichischen Finanzmarkt keine Instabilität aus. Das betonte Eduard Müller, Vorstand der österreichischen Finanzmarktaufsichtsbehörde, bei der Eröffnung der jährlichen Konferenz der Behörde am Dienstag (24.10.). Man könne das Gute im Schlechten sehen. "Wir haben die Lehren aus den Krisen der vergangenen Jahre gezogen", sagt Müller. Am Bankensektor sei das harte Kernkapital auf einen hohen Wert von 16 Prozent gestiegen, es gebe heute ein europaweites Abwicklungsregime für Kreditinstitute, die Non-Performing-Loans-Quoten seien mit um die zwei Prozent in Österreich weiter sehr tief. "Das ist eine solide Ausgangsbasis", so Müller.

Auf die Aufsicht kommen jedoch neue Herausforderungen zu, indem sie sich wie auch die Märkte mit den physischen und Transformationsrisiken durch den Klimawandel auseinandersetzen muss. Das Zusammenspiel von Geschäftstätigkeit eines Unternehmens und Umwelt sei auch für die Aufsicht eine komplett neue Dimension. Die FMA sehe drei große Felder: Schaffung eines Level Playing Field (einheitliche Spielregeln), Kampf gegen Greenwashing und kollektiver Verbraucherschutz.

Geodaten mit Finanzdaten verknüpft
Dabei gehe die Aufsicht auch ganz neue Wege: "Wir verschränken Geodaten, wie etwa Hochwasserlagen, mit Finanzdaten. Daraus können wir Risiken bei der Kreditvergabe gut einschätzen", so Müller. Im Investmentfonds-Bereich setze die FMA im Kampf gegen Greenwashing KI-Anwendungen ein, die die Fondswerbung mit Analysten-Einschätzungen vergleichen. "Sehen wir eine Diskrepanz, wissen wir, dass wir eingreifen müssen", so Müller.

Mit dem Auftritt der Finanzunternehmen zeigte sich Müller zufrieden: "Ich denke, dass der von uns beaufsichtigte Finanzmarkt sauber ist. Probleme gibt es eher, wenn es an die Ränder geht." Beim noch wenig regulierten Kryptowährungsmarkt zeigte sich Müller froh über das erwartete Inkrafttreten der EU-MiCA-Verordnung im kommenden Jahr. Bereits jetzt lege man jedoch in Österreich strenge Regeln an. "Wir hatten 70 Anträge in diesem Bereich, registriert haben wir nur ungefähr 20. Der Rest hat den Antrag zurückgezogen, weil die Verantwortlichen von selbst gesehen haben, dass sie die Anforderungen nicht erfüllen können, oder wir haben die Erlaubnis wieder entzogen", so Müller.

Auf die im August 2022 eingeführte und vielkritisierte Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungs-VO (KIM-Verordnung) ging Müller nur am Rande ein. Hoffnungen auf eine Rücknahme machte er dabei nicht – im Gegenteil. Die Notwendigkeit der strengen Kreditvergaberegeln im Immobilienbereich sei vielleicht sogar noch mehr gegeben als davor. Zudem hätten die Banken die ihnen zustehenden Ausnahmekontingente in vielen Fällen noch gar nicht ausgeschöpft. (eml)