Die moderate Konjunkturentwicklung, das anhaltende Niedrigzinsumfeld sowie die fortschreitende Digitalisierung werden auch 2017 die großen Herausforderungen für den österreichischen Finanzmarkt sein. Sie setzen bewährte Geschäftsmodelle weiterhin unter Druck und zwingen die Unternehmen, neue Wege zur Sicherung ihrer Profitabilität zu gehen. Gleichzeitig versuchen neue Akteure den Markteintritt. Vor diesem Hintergrund hat Österreichs Finanzmarktaufsicht FMA eine umfassende Prüfstrategie für 2017 beschlossen.

Die zu prüfenden Unternehmen wurden dabei entsprechend dem risikobasierten Aufsichtsansatz der FMA ausgewählt. Konkret plant die Behörde für die 911 konzessionierten und direkt beaufsichtigten Unternehmen, nächstes Jahr 267 Prüfmaßnahmen über alle Aufsichtsbereiche hinweg durchzuführen. Nicht berücksichtigt in dieser Zahl sind anlassbezogene Prüfungen, die im Jahresverlauf kurzfristig vorgenommen werden.

Kreditinstitute: Kreditrisiko und Risikomanagement werden durchleuchtet
Bei den Kreditinstituten werden schwerpunktmäßig Kreditrisiko, Risikomanagement und Interne Governance geprüft. Im Hinblick auf das neue, europäische Abwicklungsregime für Banken wird die FMA verstärkt den Vertrieb von "Bail-in"-fähigen eigenen Emissionen der Kreditinstitute an Privatkunden beleuchten und die in solchen Fällen notwendige Risikoklassifizierung der Produkte sowie die Risikoaufklärung der Anleger schwerpunktmäßig prüfen.

Darüber hinaus wird die FMA die Einhaltung der Sorgfaltspflichten durch jene Kreditinstitute und Wertpapierfirmen kontrollieren, die im Vertrieb vertraglich gebundene Vermittler einsetzen. Diese vertraglich gebundenen Vermittler vertreiben unter dem Haftungsdach einer konzessionierten Bank oder Wertpapierfirma Wertpapiere. "Diese Konstellation darf dabei keine nachteilige Wirkung auf den Kunden haben", schreibt das Unternehmen in einer Aussendung.

Versicherungen: Anforderungen durch Solvency II im Fokus
Im Mittelpunkt der Prüfmaßnahmen bei Versicherungen stehen die neuen Anforderungen durch das Solvency II-Regelwerk, wobei das Hauptaugenmerk auf den "Best Estimate"-Berechnungen und Rückstellungen liegt. Im Rahmen des "Best Estimate" werden die zukünftig erwarteten Zahlungsströme sowohl bei Lebens- als auch bei Schaden-/Unfallversicherungen geschätzt.

Im Bereich Asset Management liegen die Schwerpunkte auf der Prüfung des Portfolio- und Risikomanagements bei Kapitalanlagegesellschaften, Alternativen Investmentfondsmanagern, betrieblichen Vorsorgekassen, Sonderkreditinstituten und Wertpapierfirmen. Im Bereich der Pensionskassen wird der Fokus auf dem Asset- und Risikomanagement liegen.

Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung
Einen besonderen Schwerpunkt werden auch die Prüfungen im Bereich der Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bilden, wobei die FMA durch interne Ressourcenkonzentration die Prüffrequenz um zehn Prozent erhöhen wird. Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen werden dabei ebenso unter die Lupe genommen wie Zahlungsinstitute und Vermittler. Im Rahmen der geplanten Vor-Ort-Prüfungen soll insbesondere auch die praktische Umsetzung der videobasierten Kundenidentifizierung nach dem neuen Finanzmarkt-Geldwäschegesetz und der kommenden Online-Identifikationsverordnung geprüft werden. (cf)