Erste Würfel sind gefallen: Die britische Großbank Standard Chartered hat Frankfurt als Standort für ihre Europa-Zentrale auserkoren. Das sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Jose Vinals laut "FAZ online" auf der Hauptversammlung der Bank in London. Anderswo packt man ebenfalls die Koffer. Die amerikanische Großbank J.P. Morgan Chase plant, mehrere hundert Mitarbeiter aus London abzuziehen und auf Niederlassungen in Frankfurt, Dublin und Luxemburg zu verteilen.

Generell dürfen die "Brexiteers" bei regulatorischen Fragen auf das Entgegenkommen der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen. Umzugswillige Geldhäuser könnten womöglich für eine Übergangsphase interne Berechnungsmodelle nutzen, obwohl sie noch nicht von der Notenbank respektive der Aufsichtsbehörde EBA genehmigt seien, sagte das EZB-Führungsmitglied Sabine Lautenschläger laut Reuters auf einer Veranstaltung in Frankfurt. Das sei aber an strikte Bedingungen gebunden, die im Einzelfall geprüft würden. Lautenschläger stellte nämlich zugleich klar, dass die Bankenaufsicht keine leeren Geschäftshüllen akzeptieren werde: "Jedes Institut, das in der Euro-Zone operativ tätig ist, muss eine 'wirkliche" Bank sein", sagte sie.

Hintergrund ist, dass in Großbritannien ansässige Geldhäuser nach dem Brexit eine eigene Gesellschaft mit Lizenz in einem EU-Land gründen müssen, um ihre Produkte und Dienstleistungen in den verbleibenden 27 Mitgliedstaaten unlimitiert vertreiben zu dürfen. Noch bis vor kurzem hatte die britische Finanzbranche auf einen EU-Austritt der "Light"-Variante gehofft, wonach Firmen weitgehend die vertriebsrechtlichen "EU-Pässe" auch ohne Umzug behalten und ihre Produkte uneingeschränkt auf dem Kontinent hätten verkaufen können. Danach sieht es derzeit nicht aus. (ps)