Die Schieflage beim britischen Vermögensverwalter Woodford Investment Management bringt nun auch die Finanzaufsicht Financial Conduct Authority (FCA) selbst in Bedrängnis. Denn nun wurde bekannt, dass die Behörde schon seit mehr als einem Jahr von den Problemen der Fonds wusste. Das könnte sogar Auswirkungen auf die Geldpolitik des Vereinigten Königreiches haben, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) berichtet. 

Die Schwierigkeiten bei dem Vermögensverwalter drangen vergangene Woche an die Öffentlichkeit. In einer Videobotschaft musste Firmengründer Neil Woodford Anlegern erklären, dass das Flaggschiffprodukt "Woodford Equity Income Fund" mindestens für einige Wochen eingefroren werden muss. Der Grund: Der Starmanager hatte, um die Talfahrt des Portfolios infolge einiger Fehlinvestments zu stoppen, vermehrt in illiquide, nicht börsennotierte Aktien investiert. Dabei hatte er auch trickreich eine Vorschrift umgangen, nach der maximal zehn Prozent des Fondsvermögens in diesen Papiere angelegt werden dürfen.

FCA-Chef muss Parlament Rede und Antwort stehen
Die FCA hat Woodford trotz allem mehr als ein Jahr gewähren lassen, schreibt die FAZ. So habe FCA-Chef Andew Bailey inzwischen eingeräumt, dass die FCA zwischen April und Dezember 2018 monatliche "Monitoring-Gespräche" über die "sich verschlechternde Liquiditätsposition" des Woodford-Fonds geführt habe. Zudem sei bekannt gewesen, dass der Fonds Anfang 2018 zweimal die Zehn-Prozent-Obergrenze für unnotierte Aktien überschritten hatte. 

Es gab also klare Warnsignale, aufgrund derer die FCA eine offizielle Untersuchung hätte einleiten können. Warum die Behörde das nicht tat, muss Baily der Zeitung zufolge nun dem Finanzausschuss des Parlaments erklären. Dabei geht es auch um seine eigene Zukunft: Bailey galt bislang als einer der Favoriten für den Posten des Gouverneurs der Bank von England. Der aktuelle Inhaber, Mark Carney, muss den Posten im Herbst nach Ende seiner achtjährigen Amtszeit räumen.

Probleme auch bei Finanzvertrieb Hargreaves Lansdown
Auch für den Finanzvertrieb Hargreaves Lansdown, der lange Zeit für Woodford warb und dafür sorgte, dass mehr als 290.000 Anleger rund 1,6 Milliarden Pfund in den Woodford Equity Income Fund investierten, hat das Debakel Folgen. Chris Hill, der Vorstandschef von Hargreaves Lansdown, gestand, dass seine Gesellschaft bereits Ende 2017 Bedenken wegen Woodfords riskanter Anlagestrategie hatte. Der Manager habe damals aber zugesichert, er werde kein weiteres Geld in nicht-börsennotierte Unternehmen investieren – was offenbar nicht den Tatsachen entsprach. (jb)