Die Europäische Zentralbank erhält als oberste Bankenaufseherin neue Befugnisse bei der Begrenzung von Risiken, die sich aus dem Klimawandel und der grünen Neuausrichtung der Wirtschaft der Europäischen Union ergeben. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Den Auftrag soll die EZB im Zuge einer umfassenden Aktualisierung von Regeln erhalten, die vergangene Woche vorgestellt wurde. Die Reform überträgt der Behörde auch die Aufsicht über bankeigene Anbieter von Krypto-Dienstleistungen.

Bei den ESG-Risiken geht es etwa um Verluste, die Banken durch extreme Wetterereignisse entstehen oder dadurch, dass Kreditnehmer mit hohem CO2-Fußabdruck in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten oder ihr Geschäft einstellen müssen. Die EZB wird nun expliziter ermächtigt, zu intervenieren, wenn die Handhabung solcher Risiken mangelhaft ist und eine Bedrohung für die finanzielle Stabilität darstellen könnte. Zudem soll die EZB überwachen, wie Kreditinstitute den Übergang zu einer kohlenstofffreien Wirtschaft in den nächsten drei Jahrzehnten planen

Ausweitung der Befugnisse
Handeln soll die EZB auch, "wenn es Risiken gibt, die sich aus Übergangstrends in Richtung" der Klimaziele innerhalb der EU ergeben, so der Text der vorläufigen Vereinbarung zwischen dem Europäischem Parlament und den Mitgliedsländern, die noch formell bestätigt werden muss. Die Ausweitung der Befugnisse könnte dazu beitragen, Spannungen zwischen den europäischen Bankenaufsehern darüber abzubauen, wie stark die EZB die Kreditgeber in Sachen Klimaschutz unter Druck setzen sollte. Einige im Aufsichtsgremium der EZB waren besorgt, dass die Notenbank ihr Mandat überschreiten könnte.

Mit Blick auf den Kryptosektor verbreitert die Reform die Definition dessen, was in die Aufsicht durch die EZB einbezogen werden sollte. Dieser Schritt wurde letzten Monat vom scheidenden Chef der Bankenaufsicht der EZB, Andrea Enria, als "dringlich" eingefordert. Im Bankensektor schwindet die anfängliche Zurückhaltung gegenüber Kryptowährungen wie Bitcoin, die durch die damit verbundenen Risiken und das Potenzial für Geldwäsche begründet war. Das Engagement wächst sowohl bei der Verwahrung als auch in anderen Geschäftsbereichen im Segment.

Kapitalstandards verwässert
Die EZB soll auch die Befugnis erhalten, Leasing-Geschäfte im Besitz von Banken zu überwachen, mit denen Firmen Ausrüstung mieten können, ohne sie in ihre Bilanzen aufzunehmen. Für die Überwachung der Finanzleasingsparten der Banken ist die Zentralbank bereits zuständig. In den letzten Jahren stand das Operational Leasing noch nicht im Mittelpunkt der aufsichtsrechtlichen Prüfung. Hingewiesen hat die EZB allerdings auf Probleme bei einzelnen Akteuren, so bei der IT-Integration der Société Générale im Bereich Leaseplan, wie das Unternehmen mitgeteilt hat.

Verwässert werden in dem Text die internationalen Kapitalstandards, die als Reaktion auf die Kreditkrise von 2008 entworfen wurden. Änderungen an den "Fit-and-Proper"-Tests für leitende Bankangestellte gingen nicht so weit, wie die EZB es sich gewünscht hatte. (Bloomberg/ert)