Die Europäische Zentralbank (EZB) wird erstmals Geldbußen gegen Kreditinstitute verhängen, weil sie es versäumt haben, sich mit den Auswirkungen des Klimawandels zu befassen. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg" und beruft sich dabei auf Informationen von "mit der Angelegenheit vertrauten Personen". 

Demnach müssen bis zu vier Banken mit Sanktionen rechnen, da sie die von der EZB gesetzten Fristen für die Bewertung des Ausmaßes von klimabedingten Risiken nicht eingehalten haben. Die Höhe der Strafzahlungen stehe noch nicht fest und sei möglicherweise weitgehend symbolischer Natur. Eine Sprecherin der EZB, die direkt 100 Banken beaufsichtigt, habe einen Kommentar abgelehnt, schreibt "Bloomberg".

Ungewöhnlich harter Schritt
Die Verhängung von Geldbußen ist ein ungewöhnlich harter Schritt, um Banken dazu zu zwingen, die Vorgaben der EZB zum Umgang mit Klimarisiken zu befolgen. In einem Interview mit "Bloomberg" im vergangenen September hatte der ehemalige Chef der Bankenaufsicht, Andrea Enria, erklärt, die EZB würde solche Sanktionen als Alternative zu höheren Kapitalanforderungen einsetzen.

Die Bußgelder fallen täglich an und können bis zu fünf Prozent des durchschnittlichen Tagesertrags einer Bank ausmachen. Für ein Institut mit einem Jahresertrag von zehn Milliarden Euro würde dies im schlimmsten Fall tägliche Bußgelder von bis zu 1,4 Millionen Euro bedeuten, wobei die tatsächlich verhängten Bußgelder deutlich niedriger ausfallen können. Die Kreditinstitute müssen so lange zahlen, bis die Mängel behoben sind. 

Ursprünglich 18 Banken im Visier
Die EZB hat wiederholt darauf hingewiesen, dass Banken nicht genug tun, um sich auf die Folgen extremer Wetterereignisse für ihre Vermögenswerte vorzubereiten. Auch das Risiko, dass Kunden mit einem großen CO2-Fußabdruck aus dem Markt verschwinden könnten, werde nicht ausreichend berücksichtigt. Die Aufsichtsbehörde habe nach eigenen Angaben ursprünglich 18 Banken Sanktionen angedroht, so "Bloomberg". Dies zeige, dass der Druck der EZB bei den meisten Unternehmen zu Ergebnissen führt.

Die europäischen Vorschriften verlangen von Banken, dass sie beurteilen, ob sie wesentlichen Risiken ausgesetzt sind oder sein werden, und dass sie dies in ihren Kapitalrückstellungen berücksichtigen. Dafür müssen die Institute alle relevanten Faktoren für klima- und umweltbedingte Risiken verstehen und sich darüber bewusst sein, wie sich diese auf ihr Geschäft auswirken können. (am/Bloomberg)