"Gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäscherei, Ketten- oder Pyramidenspiel, kriminelle Vereinigung, Geldwäscherei als Beitragstäter, schwerer Betrug als Beitragstäter." Mit einer langen Liste an Tatbeständen startete am Mittwoch (27.9.) am Landesgericht Klagenfurt der Prozess gegen acht Verantwortliche im Fall EXW. Laut rechtswirksamer Anklageschrift sitzen mehr als 40.000 Opfer auf einem Schaden von 14 Millionen Euro.

Die Angeklagten haben über mehrere zur EXW-Gruppe gehörende Unternehmen Anlegergelder für vermeintliche Immobilienprojekte oder Kryptowährungsinvestments eingesammelt. Es gab eine eigene behauptete Kryptowährung namens EXW-Token. Ein solches reales Investmentgeschäft haben die Ermittler jedoch nicht gefunden, wie das Gericht aus der Anklageschrift mitteilt.

Luxuriöser Lebensstil statt Veranlagung
Vielmehr habe ein Computerprogramm den Anlegern den exorbitanten, vermeintlichen Zinsgewinn von 0,3 Prozent pro Tag vorgetäuscht. Real flossen die einbezahlten Geldbeträge jedoch an die Angeklagten zurück – verschleiert durch mehrfache Weiterüberweisungen – unter anderem auch über Dubai. Die Beschuldigten führten damit laut den Gerichtsangaben aus der Anklageschrift "einen äußert luxuriösen Lebensstil".

Anleger seien durch glamouröse Veranstaltungen im In- und Ausland, die alleine mehrere 100.000 Euro gekostet haben sollen, zu einer vermeintlich "sicheren Investition" verleitet worden. Die gesamte Finanzierungsgebarung sei sowohl über ausländische Banken als auch über eine Kärntner Bank abgewickelt worden.

Strafrahmen von zehn Jahren
Es dürfte sich um einen der größten bisher geführten Betrugsprozesse am Landesgericht Klagenfurt handeln. Alleine die Anklageschrift umfasst 300 Seiten, der Anklagetenor 168 Seiten. Vorerst sind rund 150 Zeugen beantragt. Das Großverfahren, für das mehrere Monate anberaumt sind, wurde mit einer erfahrenen Richterin besetzt. Vorsitzende des Schöffengerichtes ist Claudia Bandion-Ortner, die bereits wichtige Causen wie Konsum-Pleite und Bawag-Affäre geleitet hatte. Im EXW-Fall droht den Angeklagten ein Strafmaß von bis zu zehn Jahren für den schweren gewerbsmäßigen Betrug.

Laut Angaben von "orf.at" handelt es sich beim Hauptangeklagten um einen 26-jährigen Klagenfurter. Auf der Anklagebank sitzen vier weitere Kärntner im Alter von 25 bis 48 Jahren, ein 31-jähriger und ein 26-jähriger Tiroler sowie ein 28-jähriger Kroate, wie es heißt. (eml)