Investmentfonds in Europa drohen weitere Regulierung. Die Europäische Kommission plant, die EU-Aufsichtsbehörden anzuweisen, die Wertentwicklung und die Kosten von Fonds genauer unter die Lupe zu nehmen. Das berichtet die "Financial Times" (FT). Das Vorhaben könnte zu weiteren Auflagen für die Vermögensverwalter-Branche führen.

Treiber im Hintergrund ist der neue Finanzmarktkommissar Valdis Dombrovskis. Der ehemalige Premierminister Lettlands sagte in einer Rede, dass er die europäischen Aufsichtsbehörden genauer auf die Transparenz von Fonds und Altersvorsorgeprodukten schauen lassen werde. Dazu zähle auch eine Analyse des Zusammenhangs von Performance und Kosten. "Die Renditen von Fonds und Altersvorsorgeprodukten können sehr unter den Kosten für den Asset Manager und den Vertrieb leiden", sagte Dombrovskis. "Wir müssen sicherstellen, dass die Verbraucher einen besseren Service erhalten.”

Fondskosten schon länger in der Kritik
Dombrovskis Vorstoß kommt nicht aus heiterem Himmel. In den vergangenen Jahren sind Kosten und Wertentwicklungen von Fonds verstärkt in den Fokus von Kritikern geraten, insbesondere in Großbritannien – trotz der Einführung von mehr Regeln zur Offenlegung von Gebühren und versteckten Provisionen.

Guillaume Prache, Geschäftsführer der britischen Verbraucherschutzvereinigung Better Finance, nennt das 2011 eingeführte Produktinformationsblatt für Fonds als Negativ-Beispiel. Dieses zeigt die Kosten und die vergangene Performance. Dennoch sei für Anleger schwierig zu erkennen, ob die Rendite nach Abzug der Kosten positiv oder negativ ist.

Der englische Branchenverband Investment Association hielt in diesem Jahr mit einer Studie dagegen. In dieser wurden die Wertentwicklungen von 1.350 Fonds untersucht. Das Ergebnis war klar: Es gebe "null Anzeichen", dass die Performance der Fonds von versteckten Kosten gedrückt werde.

Richtungswechsel in der Kommission
Die Ankündigung Dombrovskis, eine umfassende Analyse der "Netto-Renditen" von Fonds nach Abzug von Kosten durchzuführen, deutet nun auf einen Richtungswechsel innerhalb der Kommission hin. Dombrovskis Vorgänger Jonathan Hill, der nach dem Brexit-Votum zurücktrat, hatte diesen Vorschlag nicht weiter verfolgt.

Verbraucherschützer rechnen damit, dass eine EU-weite Studie der Aufsichtsbehörden zu schärferen Regularien führen wird. Eine Sprecherin der Kommission fügte an, dass eine solche Analyse ohnehin Teil des Planes zur Verbesserung des europäischen Kapitalmarktes sei. (jb)