Diese Worte dürfte die Bankbranche sicher gerne hören: Die Regulierungswut solle bald ein Ende haben, weil Banken auf eventuelle Krisen mittlerweile besser vorbereitet sind als in der Vor-Lehman-Ära. Diese Zwischenbilanz zieht Danièle Nouy. Die Chefin der Europäischen Bankenaufsicht EBA hat sich in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" auch zu anderen für Banken wichtigen Punkten geäußert, etwa der Bedeutung des Investmentbankings für europäische Geldinstitute und bestimmte positive Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes.

Nouv meint, dass die Branche und ihre Aufsichtsbehörden aus der Finanzkrise 2008 gelernt haben und so besser auf Krisen vorbereitet sind. Es sei mehr und qualitativ besseres Kapital aufgebaut worden; Liquiditäts-Risiken würden nun besser gemanagt. Außerdem verfügten die Aufsichtsbehörden mittlerweile über mehr Handlungsmöglichkeiten, wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerate. "Aber natürlich gibt es für strenge Regeln auch Grenzen, und ich denke, die sind jetzt erreicht", sagte Nouy der "Welt".

Absage an Trennbanken-Idee
Vom Trennbankensystem hält Nouy dagegen wenig. Hinsichtlich der Geschäftsmodelle der europäischen Banken plädiert die EBA-Chefin für ein Universalmodell: Die Geldhäuser sollten vielseitig aufgestellt sein und auch Zahlungsverkehr-Services und Kreditgeschäfte anbieten, was auch jetzt schon ihre Stärke sei. Das Investmentbanking sei aus eurpäischer Perspektive dagegen durchaus verzichtbar. "In Europa bekommen Unternehmen 70 bis 80 Prozent ihrer Finanzierung von Banken, und der Rest kommt von den Finanzmärkten. In den Vereinigten Staaten ist es genau andersherum. Wir brauchen also diese Art von Investmentbanking nicht unbedingt", so Nouv.

Interessant ist auch, dass die oberste europäische Bankenaufseherin dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld auch positive Seiten abgewinnen kann. So haben Nouv zufolge  "niedrige Zinsen schon seit einiger Zeit einen positiven Einfluss auf Banken. Das Kreditrisiko wurde verringert." Zudem fordert sie die Banken unverhohlen dazu auf, effizienter und einfallsreicher zu werden. "Sie könnten zum Beispiel einiges tun, um ihre Kostenstrukturen zu verbessern", sagte sie der Welt. (jb)