Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsicht (ESMA) möchte die Bürger der EU-Mitgliedsstaaten dazu bringen, stärker an den Kapitalmärkten zu investieren – auch dann, wenn sie nicht über ein großes Finanzwissen verfügen. Daher hat die Pariser Behörde am Mittwoch (22.5.) die Einführung eines EU-Labels für einfach strukturierte Investmentprodukte vorgeschlagen, zu denen unter anderem Fonds zählen sollen.

Auch für den Vertrieb solcher Finanzprodukte mit EU-Label plant die ESMA Erleichterungen. So soll der Beratungsprozess vereinfacht und gestrafft werden. Dies solle ebenfalls dazu beitragen, Investitionen in Wertpapiere für Privatanleger attraktiver zu machen. Gleichzeitig soll ein angemessener Anlegerschutz erhalten bleiben, erklärte die ESMA-Vorsitzende Verena Ross bei der Präsentation der Pläne.

Vertrauen in die Kapitalmärkte stärken
Wenn Verbraucher künftig die Möglichkeit hätten, ein passendes Anlageprodukt zu finden, ohne sich mit dem Investmentprozess und der Auswahl spezieller Produkte genauer beschäftigen zu müssen, so könnte dies das Vertrauen in die Kapitalmärkte stärken, sagte Ross. Bisher parken die Europäer ihr Geld nach Auffassung der ESMA viel häufiger auf dem Bankkonto, statt zu investieren. Das sei suboptimal, befand Ross. Schließlich könnten die "hart erarbeiteten Ersparnisse" auf diese Weise nicht "ausgebaut" werden. 

Ein EU-Label für einfache Anlageprodukte ist einer von insgesamt 20 Vorschlägen, mit denen die ESMA effektive und attraktive EU-Kapitalmärkte schaffen möchte. "Dafür müssen wir das breitere Marktökosystem verbessern und Investoren und Unternehmen in den Mittelpunkt stellen", erklärte Ross. "Es sind Schritte erforderlich, um sicherzustellen, dass die Kapitalmärkte ihre Rolle bei der Unterstützung des Finanzierungsbedarfs Europas spielen können", sagte sie. Der 20-Punkte-Plan gibt daher Empfehlungen, wie die Märkte der ESMA zufolge den Bedürfnissen der europäischen Bürger und Unternehmen gerecht werden könnten.

Weitere zentrale Vorschläge
Neben dem EU-Label für einfache Finanzprodukte sehen die ESMA-Vorschläge auch die Entwicklung "grundlegender langfristiger" Anlageprodukte und Rentensysteme vor, die "angemessene Anreize bieten und zur Entwicklung der Kapitalmärkte beitragen". Die Maßnahme soll durch Bemühungen um eine Verbesserung der Finanzbildung ergänzt werden.

Weiterhin will die ESMA vielfältige und nachhaltige Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen schaffen, insbesondere für kleine und mittlere Firmen. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehört außerdem eine Modernisierung des EU-Regulierungsrahmens, wobei eine weitere Zentralisierung der Aufsicht auf europäischer Ebene geprüft werden soll. (am)