Die Vermögensverwaltungsbranche läuft nach Ansicht der Investmentbank Jefferies Gefahr, von zahlreichen neuen Vorschriften zum Schutz der Artenvielfalt überrumpelt zu werden. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg“. "Investoren sollten sich dessen bewusst sein“, schreibt Luke Sussams, ESG-Stratege bei Jefferies, der Agentur zufolge in einer aktuellen Analyse für Kunden.

Im Dezember vergangenen Jahres wurde auf dem Biodiversitätsgipfel der Vereinten Nationen in Montreal eine neue Einigung erreicht. Die Unterhändler legten das Ziel fest, bis 2030 30 Prozent der Erdoberfläche zu Naturschutzzonen zu erklären. Die Finanzbranche, die das Thema biologische Vielfalt derzeit weit weniger im Blick habe als Klimastrategien, müsse ihren Fokus daher drastisch erweitern, mahnt Sussams.

Artenvielfalt kaum auf dem Schirm
Selbst bei Investoren, die sich auf ökologische, soziale und Governance-Ziele konzentrieren, komme die Artenvielfalt momentan zu kurz, schreibt "Bloomberg“ und untermauert dies mit Zahlen: So wurden in einem Anfang Dezember von Morningstar veröffentlichten Bericht nur 14 Fonds mit einem Gesamtvermögen von 1,6 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) genannt, deren Strategien sich an der biologischen Vielfalt ausrichten. Morningstar schätzt, dass hingegen etwa 1.100 Fonds mit einem weltweiten Vermögen von über 350 Milliarden Dollar Klimastrategien verfolgen.

Zu den wichtigsten in Montreal vereinbarten Vorschriften zähle für europäische Unternehmen und ihre Investoren mittelfristig die Vorgabe, dass nichts mehr von abgeholzten Flächen importiert werden dürfe, erklärt Sussams. Die neuen regulatorischen Anforderungen könnten sich auch auf Investitionen in den Bereichen Energie, Bergbau und Industrie auswirken. 

Mit den Regeln vertraut machen
Die Jefferies-Analyse macht zudem auf die Folgen von Vorschriften aufmerksam, die den Einsatz von Düngemitteln und Lebensmittelabfälle betreffen. Technologien, die auf Verbesserungen in diesen Bereichen abzielen, dürften in den Fokus rücken.

Darüber hinaus werde es in den kommenden Jahren vermutlich eine Ausweitung der Emissionsreduktionsziele für den Landwirtschaftssektor geben, so Sussams. "Investoren sollten sich mit dieser EU-Regulierungslandschaft und den daraus resultierenden Risiken für Unternehmen in Bezug auf naturbezogene Veränderungen vertraut machen", rät der ESG-Experte. (am/Bloomberg)