Es gab in der Finanzbranche seit dem Kollaps von Lehman Brothers rund 321 Milliarden gute Gründe, das Personal im Bereich Compliance massiv aufzustocken. Auf diese Gesamtsumme belaufen sich nämlich die Strafzahlungen, die der Sektor seit 2009 für kleinere und größere Sünden aufbringen musste. Compliance war die einzige Sub-Branche "die seit der Krise Kostensenkungen gegenüber immun war", bestätigt demzufolge auch Harry Chetwynd-Talbot, Consulter beim Headhunter Hedley May am Rande eines Branchentreffens gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Dass diese Strafzahlungen 2014 einen Höhepunkt erreicht haben dürften, ist einer der Gründe dafür, dass sich auch Compliance-Officer ihres Jobs weniger sicher sein können. Denn Schritt für Schritt kehren Banken wieder zur Normalität zurück. "Der Panik-Modus ist beendet." Zwar seien die Risken nach wie vor groß "und viele denken: 'Das Problem ist noch nicht komplett gelöst", wie Chetwynd-Talbot erklärt – man komme aber nach und nach zu dem Schluss, dass es keine Lösung darstelle, unreflektiert neue "Aufpasser" einzustellen.

Hinzu kommt, dass auch hier die Digitalisierung voll durchschlägt: "Banken werden immer Menschen brauchen, die eine allgemeine Einschätzung vornehmen, aber eine Menge an Monitoring und Überwachung kann inzwischen automatisiert werden", heißt es von Seiten des Consulters Odgers Berndtson.  Laut HSBC-Schätzung werden 2017 Investitionen über 3,3 Milliarden Dollar in diesen Automatisierungsprozess fließen. Wie leistungsstark die selbsttätige Überwachung von Transaktionsprozessen im bankeigenen Wertpapiergeschäft durch Großrechner ist, zeigt das Beispiel des Start-ups Behavox.

Maschinen übernehmen die Kontrolle
Das Resultat: Tausende Jobs stehen zur Disposition. Informellen Berichten zufolge plant beispiielsweise die UBS Group einen massiven Stellenabbau in der entsprechenden Abteilung. Die Royal Bank of Scotland wird laut ihrem CFO Ewen Stevenson ihre 2.000 Personen starke Compliance-Division auf eine handvoll Mitarbeiter reduzieren, der Rest wird automatisiert.

Bei der Deutschen Bank wurden statt der vom inzwischen zurückgetretenen Compliance-Verantwortlichen vorgeschlagenen 600 neuen Mitarbeiter nur noch 400 aufgenommen – die Aufstockung im Team zur Bekämpfung von Geldwäsche stünde dabei laut CEO John Cryan aber "auf keiner permanenten Basis". Cryan wies ebenfalls auf das Potential von Automatisierungs-Prozessen hin. (hw)