Mitleid wird einem geschenkt, Neid muss man sich verdienen, heißt es. Wenn Missgunst tatsächlich die ehrlichste Form der Anerkennung ist, kommen ETF-Anbieter aus dem Schulterklopfen nicht mehr raus. Denn die Welle an Vorwürfen, die ihnen vonseiten diverser Kapitalmarktbeobachter aus Wissenschaft und Finanzaufsicht, aber auch von Lenkern herkömmlicher Fonds entgegenschlägt, ebbt nicht ab und zeigt vor allem, wie ernst Asset Manager alter Schule die einst als "dumme Investments" diffamierten Index-Imitatoren mittlerweile nehmen – todernst sogar!

Angesichts der wachsenden Popularität passiver Produkte ist die Aufregung aufseiten aktiver Asset Manager teilweise verständlich: In den vergangenen zwölf Monaten flossen Indexfonds europaweit mehr als 79 Milliarden Euro zu, wie jüngste Morningstar-Absatzzahlen zeigen. Für herkömmliche Fonds zeigt die Statistik weiter nach unten: Aus ihnen zogen Investoren 90,5 Milliarden Euro ab.

"Vorwürfe sind meist Schutzbehauptungen"
Dass Anbieter traditioneller Fonds bei ihrer Kritik an den passiven Rivalen fair argumentieren, lässt sich nicht sagen. "Die Vorwürfe sind meist Schutzbehauptungen", stellen Erwin W. Heri, Professor für Finanztheorie an der Uni Basel, und Andreas Homberger, Research-Chef bei Hinder AM, in einem Gastbeitrag für die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ) fest. Man gewinne den Eindruck, dass für jede mysteriöse Marktentwicklung heute passive Anlageinstrumente verantwortlich gemacht würden. "Unerklärliches, Fast-Zusammenbrüche, Crashes, Bubbles und Ähnliches gab es aber auch schon zu Zeiten, als noch niemand von passiven Strategien, ETF und Indexfonds sprach", so das Autoren-Duo. In Teilen sei das Lamento nachvollziehbar: Viele Verwalter aktiver Fonds bringe der Siegeszug der "Passiven" mittlerweile auch betriebswirtschaftlich in arge Nöte – und wer sich in die Enge getrieben fühlt, schlägt schon mal um sich.

Weshalb die populärsten Argumente aus dem Aktiv-Lager Heri und Homberger zufolge unhaltbar sind, zeigt unsere Bildergalerie oben. (ps)