Der Asset Manager Han-ETF verschmilzt einen börsengehandelten Indexfonds (ETF), der auf Cannabis-Aktien setzt, mit einem breiter anlegenden Gesundheits-ETF. Dies geht aus Mitteilungen der Gesellschaft hervor, die FONDS professionell ONLINE vorliegen. Demnach wird das Fondsvermögen des erst im Januar 2020 aufgelegten The Medical Cannabis and Wellness ETF zum 29. September auf den HAN-GINS Indxx Healthcare Megatrends Equal Weight ETF übertragen.

Hintergrund für das Erlöschen der Cannabis-Strategie ist der eher ungewöhnliche Investmentfokus. Der Hanf-Fonds investiert in Unternehmen, die auf einen medizinischen Einsatz und eine zunehmende Legalisierung des eigentlich als Rauschmittel bekannt gewordenen Cannabis setzen. Der Trend um diese Aktien scheint sich jedoch zu verflüchtigen. Nach einem kurzen Höhenflug im Frühjahr 2021 rauschte die Kursentwicklung der Hanf-Aktien in die Tiefe.

"Investmentuniversum deutlich verkleinert"
So liegt der ETF auf Sicht von drei Jahren mehr als 60 Prozent im Minus, über zwei Jahre sind es gar mehr als 70 Prozent. Das verwaltete Vermögen rangiert nur etwas über der Marke von zehn Millionen Euro. Das direkte Konkurrenzprodukt im hiesigen Markt, der Rize Medical Cannabis And Life Sciences ETF, notiert über drei Jahre ebenfalls fast 50 Prozent im Minus. Der aktiv gesteuerte GF Global Cannabis Opportunity liegt über drei Jahre fast 60 Prozent im Minus – bei einem Volumen von 1,5 Millionen Euro.

"Das Investmentuniversum hat sich deutlich verkleinert", begründet Tom Bailey, Leiter des ETF-Research bei Han-ETF, die Verschmelzung. Diese Entwicklung habe sich bereits seit einiger Zeit vollzogen. "Daher stellte sich die Frage, ob wir die Strategie sinnvoll fortführen können", so Bailey im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Vor diesem Hintergrund kam ein Wechsel der Verwahrstelle hinzu. Han-ETF übertrug sein gesamtes Sortiment von BNY Mellon zu JP Morgan.

"Keine weiteren Optionen verfolgen"
"Unsere neue Verwahrstelle kann aufgrund rechtlicher Risiken keine Aktien mit Cannabis-Bezug verwahren", erläutert Bailey. Das betreffe mehrere Aktien des Fonds, erläutert der Manager von Han-ETF. "Damit wäre unsere Strategie praktisch gar nicht mehr umsetzbar gewesen." Da das Investmentuniversum ohnehin schon deutlich eingeschränkt gewesen sei, entschied der ETF-Anbieter, "keine weiteren Optionen zu verfolgen, um den Fonds offen zu halten", so Bailey.

Grund für die Vorsicht des Wall-Street-Instituts dürfte die nur teilweise Legalisierung von Cannabis & Co. sein. Während in manchen Ländern Produkte aus Hanf oder Wirkstoffen der Pflanze zugelassen sind, behalten andere Staaten ein mehr oder weniger striktes Verbot bei. Branchenkreisen zufolge besteht bei großen, international agierenden Unternehmen die Befürchtung, in solchen Nationen für Geschäfte mit Cannabis-Kontakt belangt zu werden. JP Morgan wollte sich auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE nicht dazu äußern.

Nicht mehr lebensfähig
Auch mit einer anderen Verwahrstelle hätte sich die Strategie nur schwer am Leben halten lassen, meint ETF-Entwickler Bailey. Die Streuung einer Fondspalette auf mehrere Verwahrstellen wäre zudem unrentabel. Im hoch skalierten und auf Effizienz getrimmten ETF-Geschäft nutzen die Anbieter häufig nur eine Depotstelle für ihr Sortiment.

"Daher entschlossen wir uns dazu, den Fonds auf einen anderen zu verschmelzen", argumentiert Bailey. "Dies erschien uns als der Weg, der am besten den Interessen der Anleger gerecht wird." Die Anleger ziehen daher zu dem breiter ausgerichteten Gesundheits-ETF um. "Die Gesamtkostenquote und der Index des HAN-GINS Indxx Healthcare Megatrend ETF bleiben unverändert", betont Bailey.

Typisches Schicksal
Das Schicksal des Hanf-ETF ähnelt dem anderer Themenfonds. So hatten amerikanische und Schweizer Wissenschaftler in einer 2022 veröffentlichten Studie die Entwicklung von US-Themenfonds von 1993 bis 2019 untersucht. Der Schluss der Forscher von der Ohio State University und des Swiss Finance Institutes: So mancher Investmenttrend hat bereits seine Hochphase erreicht, wenn die ersten Fonds aufgelegt werden. Zum Start der Fonds hatten den Akademikern zufolge viele Aktien bereits ihr Bewertungshoch erreicht – fortan fielen dann die Kurse. In der Folge wurden die Fonds liquidiert oder verschmolzen. (ert)