Auf Tim Albrecht kommt eine schwere Aufgabe zu: Er und sein Team müssen beweisen, dass sie auch ohne Henning Gebhardt in der Lage sind, die Deutschlandfonds der Deutschen Asset Management auf Kurs zu halten. Albrecht tritt in große Fußstapfen: Gebhardts Vorzeigefonds DWS Aktien Strategie Deutschland war so erfolgreich, dass der Anbieter vor gut einem Jahr beschließen musste, kein neues Geld mehr anzunehmen, um die Anlagestrategie zu schützen. Noch immer liegen 2,8 Milliarden Euro in diesem Portfolio. Bevor Gebhardt zum Jahreswechsel zu Berenberg wechselte, verantwortete er einen zweiten Fonds, den gut 3,7 Milliarden Euro schweren Klassiker DWS Investa.

Albrechts eigener Fonds, der DWS Deutschland, verwaltet inzwischen sogar sechs Milliarden Euro. Nicht zu vergessen die Luxemburger Version des Portfolios, der fast 600 Millionen Euro schwere Deutsche Invest German Equities. Albrecht steht nun also für vier Fonds mit in Summe gut 13 Milliarden Euro gerade. Als Stellvertreter rückten Christoph Ohme für den DWS Investa und Hansjörg Pack für den DWS Aktienstrategie Deutschland nach.

"Übergangsphase"
Im Gespräch mit FONDS professionell spricht Albrecht von einer "Übergangsphase": "Ich muss nicht die nächsten fünf Jahre als leitender Portfoliomanager auf allen Fonds draufstehen", sagt er.

Seine bevorzugte Lösung sehe so aus, dass die stellvertretenden Portfoliomanager über die Zeit "heranreifen" und er die Hauptverantwortung für den Investa oder den DWS Aktien Strategie Deutschland an sie übertragen könne. "Ein einzelner Manager steht jeweils für einen milliardenschweren Fonds gerade und steckt dort sein Herzblut rein – das wäre perspektivisch die Ideallösung", so Albrecht.

Unterschiede bei Nebenwertequote und Anlagestil
Der Betriebswirt, der schon im Jahr 2000 zur damaligen DWS kam, nahm auch Stellung zu der Frage, wie sich die Portfolios künftig überhaupt noch unterscheiden sollen, wo nun ein und derselbe Manager die Verantwortung trägt. "Wir kommen aus einer Zeit, in der wir mal sieben Deutschlandfonds hatten. Damals war es mitunter wirklich schwierig, die Strategien klar voneinander abzugrenzen. Heute gelingt das meiner Meinung nach gut", so Albrecht.

"Auf der einen Seite haben wir den Aktien Strategie Deutschland mit seinem klaren Fokus auf Wachstumstitel", erläutert Albrecht. Im Schnitt seien rund 40 Prozent des Fonds in Nebenwerte investiert. "Auf der anderen Seite steht der Investa, in dem ungefähr 90 Prozent Standardwerte zu finden sind, also hauptsächlich Dax-Titel." Dazwischen gebe es den DWS Deutschland mit seinem opportunistischen Ansatz. Der Nebenwerteanteil liege im Schnitt bei 20 Prozent, also nur halb so hoch wie im Aktien Strategie Deutschland. "Damit haben wir für unsere Anleger eine relativ klare Abgrenzung."

Welche Aktie landet in welchem Fonds?
Albrecht erläutert gegenüber FONDS professionell auch, wie sein Team entscheidet, welche Aktie für welchen Fonds gekauft wird. "Einmal die Woche findet ein Meeting unseres Portfolio-Construction-Teams statt, in dem alle, die sich mit deutschen Aktien beschäftigen, ihre Investmentideen austauschen. Stellt ein Kollege dort einen interessanten Wachstumstitel vor, wäre das etwas für den Aktien Strategie Deutschland, vielleicht auch für den DWS Deutschland, aber eher nicht für den Investa", so Albrecht.

"Kritisch wird es, wenn ein Titel für alle Fonds interessant wäre, die Liquidität am Markt aber nicht ausreicht, um genügend Stücke für die verschiedenen Portfolios zu erwerben", sagt Albrecht. "Wir haben den Grundsatz, dass eine Aktie schon 0,5 Prozent des Fondsvolumens ausmachen sollte, sonst kann er die Performance nicht mehr spürbar beeinflussen." Darum sei denkbar, dass das Team einen Titel nicht für den DWS Deutschland kaufe, weil er allein wegen der Größe des Fonds nicht sinnvoll in das Portfolio passt.

"Solche Entscheidungen müssen wir treffen. Was nicht geht, wäre eine Haltung nach dem Motto: Das ist mein Lieblingsfonds, den habe ich schon immer gemanagt, da kommen die besten Titel rein, und die anderen Fonds behandeln wir stiefmütterlich", sagt Albrecht. Ein solches Vorgehen würde spätestens im Risikomanagement und bei der Compliance-Prüfung auffallen. "Wir müssen durchaus aufpassen, dass wir Aktien gerecht über die verschiedenen Fonds verteilen. Es geht zum Beispiel auch nicht, eine Aktie erst für den kleinsten Fonds zu kaufen und später für den größten. Das wäre nicht erlaubt." (bm)