Das auf Volatilitätsrisikoprämien spezialisierte Investmenthaus RP Crest stellt das Geschäft ein. Dies sagt Firmengründer und Geschäftsführer Matthias van Randenborgh im Gespräch mit FONDS professionell ONLINE. Die Gesellschaft agiert als Fondsberater des bei Universal-Investment aufgelegten Fonds RP Gamma, der entsprechende Optionsstrategien verfolgt. Dieser wird per Ende September 2020 aufgelöst, wie bereits berichtet.

"Die Coronakrise war nicht der Auslöser für diese Entscheidung", betont van Randenborgh. Bereits zu Jahresbeginn sei der Entschluss gefallen, Fonds und Firma einzustellen. Als Beweggrund für den Schritt verweist der RP-Crest-Geschäftsführer vielmehr auf einen grundlegenden Wandel in dem Segment. "Seit Langem schon beobachten wir eine signifikante Abflachung der Ertragsstruktur von Volatilitätsrisikoprämien, so wie wir sie im Asset Management typischerweise erschließen", erläutert der Chef des Münchner Hauses. "Und dem konnte sich kein einziger Asset Manager entziehen."

Hochfrequenzhändler bestimmen den Preis
Randenborgh und sein Team forschten lange nach den Ursachen für die schrumpfenden Erträge. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Preise für implizite Volatilität im Markt nunmehr über den Hochfrequenzhandel bestimmt werden. Hier agieren technisch hochgerüstete Unternehmen, die dank enormer Rechenleistung auch geringste Marktbewegungen in verschiedene Richtungen ausnutzen können.

"Ich bin der Überzeugung, dass wir im Asset Management ohne ähnlich anspruchsvolle Handelsprozesse nicht mehr in der Lagen sein werden, Volatilitätsrisikoprämien mit attraktiven Rendite-Risikorrelationen zu bewirtschaften", erläutert der RP-Crest-Mann. "Wir hatten 2016 damit begonnen, eine solche Struktur aufzuziehen, aber das ist teuer und anspruchsvoll. Durch die größeren Abflüsse aus dem RP-Gamma-Fonds ist uns dann dafür die Luft ausgegangen."

"Weiter so keine Option"
"Ein 'Weiter so' war für uns keine Option: Ich kann es gegenüber den Kunden, den Gesellschaftern und den Mitarbeitern nicht verantworten, eine Strategie zu verkaufen, die in den gegebenen Rahmenbedingungen keine Erfolgsaussichten mehr aufweist", erklärt der RP-Crest-Geschäftsführer. "Ich wäre froh, wenn unsere Entscheidung als Weckruf verstanden wird, sich mit dem Einfluss der Hochfrequenztrader auf den Vola-Markt auseinanderzusetzen." Die Asset-Management-Industrie müsse technologisch aufrüsten. "Erst wenn sie mehr oder weniger auf Augenhöhe mit den Hochfrequenzhändlern agiert, werden wir mit Volatilitätsrisikoprämien wieder Spaß haben."

"Ein anspruchsvolles Geschäft"
Gleichwohl stellt die Coronakrise für einige Volatilitätsrisikoprämien-Strategien einen Einschnitt dar. Damit sei ein Ereignis eingetreten, dass außerhalb der Vorstellung einiger Manager lag, so der Firmengründer. Entsprechende Fonds mit zuvor stabiler Leistung türmten im März Verluste von bis zu 50 Prozent auf. Der RP Gamma habe in dem Monat hingegen nur ein vergleichsweise geringes Minus erlitten, meint van Randenborgh.

"Investments in Volatilitätsrisikoprämien waren immer ein anspruchsvolles Geschäft, gerade in der Kommunikation zu den Kunden", berichtet van Randenborgh. "Investoren fällt es sehr schwer, die Risiken einer Volatilitätsstrategie zu erkennen." Bei Aktien- oder Anleihenfonds lasse sich das Risiko ganz gut aus der Historie der Fonds ableiten. Dies sei bei Volatilitätsstrategien nicht der Fall. "Hier trägt man vor allem Ereignisrisiken. Und das Tragen des Ereignisrisikos verursacht keine Volatilität in der Performance, bis das seltene Ereignis sich einstellt", erläutert der RP-Crest-Mann. (ert)