Wasser ist in aller Munde – sprichwörtlich. Das kühle oder auch warme Nass muss aber gewonnen, untersucht, gereinigt und verteilt werden. Für all diese Prozesse werden Know-how und Materialien benötigt, die Firmen liefern, an denen sich auch Anleger beteiligen können, etwa über den Robeco Sustainable Water Equities Fund. Der rund drei Milliarden Euro schwere Aktienfonds, dessen Strategie 2001 lanciert wurde, schaffte damit in den vergangenen fünf Jahren eine annualisierte Rendite von elf Prozent. Zeitweise ließ er große Standardindizes wie den MSCI World deutlich hinter sich.

Im Interview mit FONDS professionell ONLINE berichtet Portfoliomanager Dieter Küffer, worauf die gute Performance zurückzuführen ist, auf welche Aktien er setzt und ob ihm die Nachhaltigkeitsbestrebungen der EU-Kommission dabei eine Hilfe sind.


Herr Küffer, Ihr Fonds hat in den vergangenen Jahren sehr ordentlich performt. Was ist der Treiber dieser Entwicklung?

Dieter Küffer: Der grundsätzliche Treiber ist die hohe Wassernachfrage. In Europa verbraucht jeder Mensch statistisch 4.000 Liter pro Tag. Das ist natürlich nicht das Trinkwasser oder das Wasser fürs Baden, sondern inklusive des gesamten, hochgerechneten Verbrauchs für alle Produkte, die Menschen nutzen. Nur ein Beispiel: Für die Herstellung eines T-Shirts benötigt man bis zu 3.000 Liter Wasser, wenn man alle Schritte vom Anbau der Baumwolle bis zum fertigen Produkt einrechnet. Global betrachtet verbraucht die Landwirtschaft daher 70 Prozent, die Industrie 20 Prozent und private Haushalte zehn Prozent der Wasservorkommen. Hinzu kommt, dass das Angebot bei hoher Nachfrage begrenzt ist. Sie können Wasser in den meisten landwirtschaftlichen und industriellen Prozessen nicht ersetzen, sondern höchstens effizienter nutzen. Wir investieren daher global in Unternehmen, die Teil der Wertschöpfungskette für solche effizienten Lösungen sind. 

Welche Firmen sind denn Teil der Wertschöpfungskette?

Küffer: Sehr viele, etwa Hersteller von Analysegeräten und -software zur Messung der Verschmutzung, Anbieter von Chemikalien zur Wasserreinigung, Hersteller von Wasserleitungen, Sanitär- und Klempnerbedarf, eingeschlossen Toiletten. Dazu kommen die Wasserwerke und Betreiber von Wasseraufbereitungsanlagen.

Wo liegt aktuell der Schwerpunkt des Portfolios?

Küffer: Im Moment sind das Firmen, die Wasseraufbereitungssysteme produzieren. Das ist ein wichtiger Bereich, den wir hoch gewichtet abdecken. Relevant fürs Portfolio sind auch Firmen, die Messsysteme zur Überwachung des Wassers herstellen. Man muss ja schließlich wissen, ob das Wasser sauber ist. Auch Anbieter von Baumaterialien wie Rohren zum Sammeln und sicheren Weiterleiten von Wasser haben wir übergewichtet. Dagegen ist der Fonds untergewichtet bei Wasserversorgern. Deren Aktien sind zurzeit teuer, zudem sind sie stark reguliert. Das macht sie zwar stabil, solange das politische Umfeld stimmt. Aber sobald sich der Wind dreht, kann es schwierig werden. Nicht zu unterschätzen ist das Problem, dass viele Versorger direkt oder indirekt von der öffentlichen Hand abhängig sind. In Berlin gab es den Fall, dass ein eigentlich privatisierter Wasserbetrieb wieder zurück in den Besitz der Stadt überging. 

Was ist Ihr Investmentansatz? Worauf achten Sie bei der Auswahl der Aktien?

Küffer: Wir verfolgen einen klassischen Stockpicking-Ansatz. Wir prüfen genau das Geschäftsmodell einer Firma. Das ist aus zwei Gründen wichtig. Zum einen geht es um die Frage, ob das Unternehmen tatsächlich wichtige, zukunftsweisende Services oder Produkte für einen effizienten Wasserkreislauf bietet. Zum anderen interessiert uns, wie groß der Anteil des "Wasser-Business" am gesamten Angebot ist. Nicht immer stellen diese Dienstleistungen das Hauptgeschäft einer Gesellschaft dar. Ferner spielen natürlich auch die fundamentalen Werte eine große Rolle. Wenn eine Aktie zu teuer ist, kaufen wir sie nicht.

Das ist ein interessanter Punkt. Ist die gute Performance des Fonds zum Teil darauf zurückzuführen, dass die investierten Firmen auch in anderen Bereichen aktiv sind, die stärker zur Entwicklung der Aktien beigetragen haben?

Küffer: Im Schnitt liegt der Fokus der vom Fonds gehaltenen Unternehmen auf dem Wassergeschäft, sie erwirtschaften mehr als 50 Prozent der Umsätze damit. Aber ja, mitunter profitieren wir von Entwicklungen in anderen Industrien. Im Bereich analytischer Anlagen oder Geräte etwa kommen viele Gesellschaften aus dem Gesundheitssektor.

Investieren Sie auch in kleinere, junge Firmen, die innovative Ideen zur Wassergewinnung oder effizienteren Wassernutzung entwickeln?

Küffer: Nein, das sind in der Regel Start-ups. Wir investieren nur in börsengelistete Unternehmen, der Großteil der von uns gehaltenen Firmen hat eine Marktkapitalisierung zwischen zwei und 100 Milliarden US-Dollar. Indirekt erhalten wir aber sehr wohl Zugang zu den Ideen solcher Start-ups, denn oftmals werden diese jungen Firmen von etablierten Gesellschaften übernommen.

Wie weit profitiert Ihr Fonds von der Nachhaltigkeitsdiskussion und der ESG-Regulierung in Europa? Die Taxonomieverordnung etwa macht auch Vorgaben zum Wasserverbrauch.

Küffer: Das ist eine gute Frage, auf die die Antwort ist: Eher nicht, weil viele Daten für die taxonomiekonforme Einstufung von Unternehmen noch nicht vorliegen. Man kann zwar argumentieren, dass Firmen in diese Bereiche investieren, um perspektivisch in ihren Berichten mit Blick auf die Taxonomie gut dazustehen, und so die Performance der entsprechenden Anbieter nach oben treiben. Direktere Auswirkungen auf den Fonds sehen wir, wenn Behörden strengere Auflagen machen, etwa zum Wasserverbrauch oder zu Rückständen von Blei, Hormonen und Medikamenten im Wasser. Desto mehr müssen einerseits die Wasserversorger investieren, aber auch Firmen, die für ihren Betrieb Wasserkreisläufe haben. Und das wird natürlich genau den Zulieferern helfen, die wir im Portfolio haben.

Gute Performanceaussichten sind wichtig, aber ein Fonds braucht immer auch Anleger, die die "Story" hinter dem Ansatz interessiert. Wer sind die Hauptinvestoren des Fonds?

Küffer: Mehrheitlich private Anleger. Zum einen vertreiben wir den Fonds stark über Banken, gerade auch im Private-Banking-Segment, deren Anlageberater das Thema mögen und es intuitiv verstehen. Institutionelle Anleger dagegen orientieren sich sehr stark an Benchmarks und schauen auf den Tracking Error. Sie tun sich schwer mit Strategien, die wie unsere einen hohen Active Share haben, nischenfokussiert sind und höhere Volatilitäten aufweisen.

Wir danken für das Gespräch. (jb)