Seit einigen Tagen häufen sich die Meldungen über eine mögliche Zinswende in Europa und in den Vereinigten Staaten. US-Notenbankchefin Janet Yellen hat eine baldige Zinsanhebung in Aussicht gestellt, auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommen leise Signale, dass eien Wende in der Geldpolitik anstehen könnte. "Vieles wird von der Entwicklung der Inflation in den kommenden Monaten abhängen", urteilt Hubert Thaler, Vorstand der Starnberger Vermögensverwaltung Top Vermögen AG.

Die Inflation könnte tatsächlich anziehen. Hauptgrund sind die protektionistischen Tendenzen in vielen Ländern. So will etwa Donald Trump hohe Zölle auf chinesische, deutsche und mexikanische Einfuhren erheben. Darüber hinaus hat er ein massives Ausgaben- und Steuersenkungsprogramm angekündigt. Beides könnte die Inflation in den USA in die Höhe treiben. Auch der Austritt Großbritanniens aus der EU könnte Zölle und verstärkte Autarkiebestrebungen nach sich ziehen. "Sind die Grenzen zu, steigen die Preise", sagt Thaler.

Raus aus dem Euro
Sparer sollten sich allerdings nicht zu früh freuen. "Aus politischem Kalkül heraus werden die Zinsen niedrig bleiben", ist der Vermögensprofi überzeugt. Es ist das erklärte Ziel der Notenbanker in den USA, Europa und Japan, die Inflation anzukurbeln. Nur so lassen sich die Schuldenberge der Industriestaaten über Entwertung abtragen. "Dafür müssen die Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben", erklärt Thaler. "Die negativen Realzinsen nehmen die Staaten gerne und billigend in Kauf."

Hohe reale Zinsen dürfte es auf absehbare Zeit nicht geben. Das heißt: Das Risiko, mit Tagesgeld, Lebensversicherungen und Staatsanleihen Geld zu verlieren, bleibt hoch. Europäische Anleger sollten in bonitätsstarke Unternehmensanleihen ausweichen und ihre Investments auch auf der Währungsseite diversifizieren, also nicht nur in Euro anlegen, rät Thaler. (fp)