Vermögensprofi: Anleger sollten die Nachteile von ETFs kennen
Physisch replizierende Indexfonds sind beliebt, haben allerdings einige gravierende Nachteile, warnt der Honorarberater Frerk Frommholz. Die Produkte sind oft nicht so breit diversifiziert, wie Anleger glauben.
Börsengehandelte Indexfonds bleiben auf absatzmäßig Rekordkurs: Zwischen Januar und Oktober dieses Jahres sammelten sie rund 244 Milliarden US-Dollar ein – fast zehn Milliarden Dollar mehr als im Vorjahreszeitraum. Anleger schätzen die niedrigen Kosten und die hohe Transparenz von ETFs. Die Produkte haben allerdings auch einige schwerwiegende Nachteile, warnt der Hamburger Honorarberater Frerk Frommholz. Er kritisiert die Struktur physisch replizierender ETFs, die bei Anlegern besonders beliebt sind.
Physisch replizierende ETFs sollen jene Titel enthalten, die tatsächlich im zugrundeliegenden Index sind. Das ist aber längst nicht immer der Fall. "Aus Kostengründen werden oft nur ganz wenige Titel eines Index gekauft, um den Verlauf annähernd darzustellen", erklärt Frommholz. Das Problem daran: Die ETFs sind nicht so breit gestreut, wie Anleger glauben. Und es entsteht ein nicht unerhebliches Kontrahentenrisiko. Darüber hinaus widerspricht diese Vorgehensweise, das sogenannte optimierte Sampling, der Grundidee der Geldanlage. Anleger stellen ihr Kapital schließlich nicht allen Unternehmen im Index zur Verfügung, sondern nur einigen wenigen.
Sie säen nicht und wollen doch ernten
Unternehmen benötigen Kapital, Anleger geben es ihnen. "Für das Verlustrisiko möchten Anleger natürlich eine Prämie", sagt Frommholz. Beim optimierten Sampling investieren Anleger aber beispielsweise nur in zehn der 30 Dax-Werte – und erwarten trotzdem von allen 30 Unternehmen eine Prämie für ihre Investition. Das kann nicht funktionieren, sagt der Vermögensprofi. "Es gibt natürlich auch ETF-Varianten, die sehr breit diversifizieren. Diese gilt es zu finden." (fp)
Kommentare
Dazu fällt mir ein:
Antworten--> Anleger sollten eher die Nachteile so mancher Berater kennen. Welche Wortspende ist denn das. Her mit Beispielen, die zeigen, dass so manche physisch replizierende Indexfonds (wobei solch schmale Indizes wie ein 30er-Dax hoffentlich keinen Anleger bzw. Berater interessieren) nicht ausreichend breit gestreut wären. Bitte um Bespiele zu MSCI-Indizes etc.
Weißkopf am 11.10.16 um 15:36AW: Dazu fällt mir ein:
AntwortenDie Kritik ist vielleicht etwas verkürzt. Doch seine Hausaufgaben muss jeder Berater selbst machen. In dem Kontext eine Studie, mit sehr konkreten Empfehlungen, welche ETFs zu meiden sind: http://www.nordlbhorizont.lu/blog-tweets/finanzen/warum-es-gilt-auch-etfs-kritisch-zu-hinterfragen.html
Michael Feiten am 12.10.16 um 13:07AW: Dazu fällt mir ein:
AntwortenEmpfehlungen wie "keine Strategie-ETFs, keine Branchen-ETFs" oder eine Aussage wie "Physische replizierende ETFs sind nicht so breit gestreut, wie Anleger glauben." Sind zwei paar Schuhe. Letzteres ist in Anbetracht der (aktiven) Alternativen eher lächerlich. Daher die rethorische Aufforderung, doch konkrete Beispiele vorzulegen, wo physisch repl. ETFs nicht ausreichend breit gestreut sind.
Weißkopf am 12.10.16 um 17:42AW: Dazu fällt mir ein:
AntwortenIch habe beide Artikel an einen wirklichen Indexfonds-Kenner und -Spezialisten, der aber so etwas von unverdächtlich und unabhängig ist, übermittelt und bekam eine (sehr pointierte) Rückmeldung. Vielleicht liest hier ja der eine oder andere mit ...daher habe ich mich entschlossen, Auszüge daraus hier zu posten, damit man mal mitbekommt, wie solche Artikel, die sich hier an letztlich unwissende Vermögensberater wenden, tatsächlich bewertet werden (bzw. zu bewerten sind): [Auszüge] Der Artikel in Fondsprofessionell ist blanker Unsinn. Kein physisch replizierender Dax ETF auf der Welt hat jemals von 30 Aktien nur 10 gehalten, wie hier behauptet wird. Das ist einfach falsch. Der Autor ist ein (....zensuriert ;-). Bei einem Index wie dem MSCI ACWI IMI, der ca. 7000 Aktien repraesentiert (viele davon sehr illiquide mit hohen Spreads) ist optmimised sampling nicht nur moeglich, sondern unumgänglich aber doch nicht beim DAX. Der Feiten-Artikel ist viel leeress Blabla, davon manches falsch, manches unklar, vieles irrelevant und manches (Surprise, Surprise!) richtig. Die Schlussfolgerungen und Empfehlungen am Ende sind selten dumm. Begruendung und Belege fuer diese Schlussfolgerungen und Empfehlungen. Fehlanzeige im Artikel sind sie jedenfalls nicht enthalten aber weil der Feiten das glaubt, hat er sich damit als ahnunglos und vertrauensunwuerdig geoutet. Gut, dass sich der Markt offenbar um diesen geistigen Tiefflieger wennig kuemmert. [Ende]
Weißkopf am 12.10.16 um 22:15AW: Dazu fällt mir ein:
AntwortenHabe ich die Grundidee der Geldanlage nicht richtig verstanden? Der Autor weist darauf hin: Grundidee der Geldanlage. Anleger stellen ihr Kapital schließlich nicht allen Unternehmen im Index zur Verfügung, sondern nur einigen wenigen. Nach meinem Verständnis stelle ich dem Unternehmen nur dann Geld zur Verfügung wenn ich Aktien kaufe im Rahmen einer Neuemission.
kuratfinanz am 13.10.16 um 14:07AW: Dazu fällt mir ein:
AntwortenHallo Weißkopf, ich lerne gerne: was genau in dem Artikel ist falsch? Ich schicke Ihnen gerne die Originalstudie - da sind die Quellen (anders als auf der Homepage) via Fußnoten vermerkt. Die Schlussfolgerungen sind meine Schlussfolgerungen, d.h. die Konsequenzen die wir ziehen. Jeder sollte seine eigenen ziehen. Sie sind allerdings bewusst nicht begründet und über jede einzelne kann man streiten. Da wären wir dann auf der Ebene, um der ich Sie beten würde: die der Argumente. Feuer frei. Wir denken jedoch: für Kunden, die nicht so viel Zeit und Lust haben, tiefer einzusteigen, aber vielleicht einen 30-Jahres-Sparplan haben: diese sollten es einfach haben und sich klar sein, was sie für ihre Altersvorsorge tun oder lassen können. Mit den besten Grüßen für Ihr Wochenende, Michael Feiten
Michael Feiten am 14.10.16 um 14:22