Nach den historischen Zinsanstiegen und dem Kursverfall am Rentenmarkt haben die Anleiherenditen wieder ein attraktives Niveau erreicht. Das haben auch Fondsanbieter und Banken erkannt und buhlen nach Rekordabflüssen im Jahr 2022 wieder mit verzinslichen Investments um Kundengeld.

"Während Anleihen aus den USA und Schwellenländern teilweise höher verzinst sind, bieten Euro-Anleihen für heimische Anleger einen nicht zu unterschätzenden Vorteil: Wer hier investiert, muss sich nicht um Währungsrisiken Gedanken machen", sagt Sven Gruse, Markt- und Produktanalyst im Bereich Portfoliomanagement und Analyse beim Münchner Maklerpool Fonds Finanz. Denn: "Nicht selten fressen ungünstige Wechselkursänderungen Renditevorteile von außereuropäischen Anleihen in der Praxis auf."

Allerdings werfen Staatsanleihen aus dem Euro-Raum nur noch vergleichsweise geringe Renditen ab. "Im Gegensatz dazu werden Unternehmensschulden viel lukrativer verzinst." Auch Emittenten außerhalb Europas begeben Anleihen in Euro und zahlen dafür attraktive Kupons, was viele Portfoliomanager zu nutzen wissen. "So mischen Fondsmanager der Morningstar-Kategorie für Euro-Unternehmensanleihen den Investment-Grade-Titeln aus Euro-Ländern auch Hochzinsanleihen bei sowie Anleihen von globalen Emittenten, die ihre Schulden in Euro begeben", sagt Gruse. "Viele Manager generieren zudem Zusatzerträge, indem sie in ihren Portfolios auch einen kleinen Teil Fremdwährungsanleihen halten."

Vielversprechende Aussichten
Doch auch außerhalb der wichtigsten Fondskategorie für Euro-Unternehmensanleihen gebe es interessante Strategien mit unterschiedlichen Chance-Risiko-Profilen, betont der Branchenkenner. In seiner Analyse für FONDS professionell ONLINE (siehe Bilderstrecke oben) untersucht er daher unter anderem auch einen Fonds für skandinavische Anleihen, der die Währungsrisiken absichert und ohne nennenswerte Kursverluste durch die Zinsanstiege kam.

Bei den anderen analysierten Fonds sieht die absolute Wertentwicklung rückblickend ziemlich unattraktiv aus, räumt Gruse ein. "Schließlich zogen die steigenden Renditen der letzten Jahre die Kurse der allermeisten Anleiheanlagen in die Tiefe", erläutert er. Aus dem Verhalten rund um die Zinswende ließen sich aber Rückschlüsse auf die Qualität des Managements ziehen. Für eine schnelle Einschätzung des künftigen Ertragspotenzials lohne sich zudem ein Blick auf die Portfoliorendite. "Bereits vorweg: In dieser als langweilig geltenden Anlageklasse gibt es einzigartige Fonds", verspricht Gruse. (bm)