Eine der sichersten und vor allem kostengünstigsten Geldanlagen Österreichs verschwindet vom Markt. Seit Weihnachten 2019 können Kleinanleger keine neuen Bundesschätze mehr über die Plattform des Bundes kaufen. Der Betrieb von bundesschatz.at wird mit 30. Juni 2020 zur Gänze eingestellt. Das teilte die österreichische Bundesfinanzierungsagentur OeBFA mit.

Für bereits eingezahlte Kundengelder ändert sich nichts. Sie bleiben bis zur vereinbarten Endfälligkeit veranlagt. Es erfolgt keine vorzeitige Auszahlung. 

Keine Kosten, hohe Sicherheit
Bundesschätze sind mündelsichere Wertpapiere der Republik Österreich. Wer sie kauft, leiht also dem Staat sein Geld. Im Unterschied zu Bundesanleihen, die über die Bank oder den Broker erworben werden, gab es Bundesschätze nur direkt bei der Republik Österreich über das Internet. Einen Börsenhandel oder sich verändernde Kurse, wie bei Staatsanleihen, gibt es nicht.

Bundesschätze wurden im Jahr 2002 von der OeBFA eingeführt – hauptsächlich für Privatpersonen. Ein Einstieg war bereits ab 100 Euro möglich, bei Bindungsfristen von einem Monat bis zehn Jahre. Es bestand Einlagensicherung auf den vollen Betrag. Man eröffnete einfach ein Bundesschatz-Konto und hatte dabei nicht einmal Kosten. Die Republik verrechnet – anders als  gewöhnliche Depotverwalter – keine Transaktionsspesen oder Depotgebühren.

Beliebt besonders während der Finanzkrise
Die spesenfreie und sichere Online-Alternative zum Sparbuch erfreute natürlich die Banken nicht. Noch dazu waren die Bundesschätze nicht nur günstig, sondern boten auch Zinssätze, die teils über denen der Sparbücher lagen. In den ersten drei Monaten waren bereits über 12.000 Kunden eingestiegen und hatten der Republik 95 Millionen Euro geliehen. Zwar wurde es angesichts der gut laufenden Börsen danach ruhig um die konservativen Schätze. Doch rund um die Finanz- und Bankenkrise rannten die Anleger der Republik im wahrsten Wortsinn die Türen ein.

Vor der OeBFA im ersten Wiener Bezirk bildeten sich im Jahr 2008 mitunter lange Schlangen von Kunden, die ihr Geld lieber nicht der Bank, sondern dem – damals so gar noch mit einem Tripple-A bewerteten – Land anvertrauen wollten. Zwischen Ende 2017 und Herbst 2018 legte das Anlagevolumen von 639 Millionen Euro auf 1,1 Milliarden Euro zu.

Keine einzige Laufzeit mit Kupon
Nun wird der einstige Anleger-Liebling zu Grabe getragen. Aufgrund des Marktumfeldes befinden sich seit Juli 2019 auch bei den Bundesschätzen die Zinsen bei allen Laufzeiten auf Null Prozent. Ein Absinken in den negativen Bereich, wie man es bei Anleihen kennt, ist bei dem Produkt nicht möglich. Eine Änderung des Zinsumfeldes ist ebenfalls nicht zu erwarten. "Daher wurde im Sinne der Steuerzahler der Entschluss gefasst, das Produkt ehestmöglich zu schließen", verlautet die OeBFA-Geschäftsführung. (eml)