Laden sich Anleger mit thematischen Investments große Risiken auf, ohne mit einer entsprechenden Performance belohnt zu werden? Die Fondsbeobachter von Morningstar hatten jüngst deutliche Kritik an den seit Jahren so beliebten Themenfonds geübt (FONDS professionell ONLINE berichtete). Andreas Fruschki, Leiter "Thematic Equity" bei Allianz Global Investors, widerspricht der Analyse.

"Die im Beitrag zum Ausdruck gebrachte Kritik an der Qualität von Themenfonds mag im Einzelfall berechtigt sein, sie ist aber nicht generalisierbar", betont er gegenüber FONDS professionell ONLINE. "Unsere Gegenthese zum Beitrag lässt sich auf einen kurzen Nenner bringen: Wenn thematische Investments sauber recherchiert, aufgesetzt und aktiv investiert werden, kann man den genannten möglichen Problemen – mangelnde Diversifikation und Performance – erfolgreich entgegentreten."

Klassischen Sektorfonds fehlt es "zwingend an den erforderlichen Freiheitsgraden"
Fruschki zufolge ist neben der "prozessualen Herangehensweise" auch die "handwerkliche Umsetzung" entscheidend. "Bei thematischen Investments ist es von zentraler Bedeutung, kurzfristige Moden von langlebigen strukturellen Veränderungen abzugrenzen. "Auf letztere kommt es an", betont er. Die Themenfonds von Allianz GI würden beispielsweise an vier global beobachtbaren, langfristig gültigen Megatrends anknüpfen: Urbanisierung, Ressourcenknappheit, technologische Innovation sowie demografischer und sozio-kultureller Wandel. Dieses übergeordnete Quartett lasse sich herunterbrechen in Themen (bei Urbanisierung etwa: Smart Cities), von da aus in "Topics" (zum Beispiel Elektromobilität) und schließlich in einzelne Aktien.

"Möchte man als Anleger vorausschauend und ausschließlich in Unternehmen investieren, die von solchen strukturellen Veränderungen positiv betroffen sind, so kommt man mit traditionellen Länder-Fonds oder herkömmlichen Sektor-Klassifizierungen gerade nicht weiter", betont Fruschki. "Denn im Gegensatz zu Themenfonds sind deren Anlageuniversen typischerweise eingeschränkt und auf eine konkrete Region, Unternehmensgröße oder Style-Zugehörigkeit limitiert, womit es ihnen an den zwingend erforderlichen Freiheitsgraden fehlt."

Wichtig sind genügend "Pure Plays"
Wer beispielsweise in Unternehmen investieren wolle, die daran arbeiten, das Problem der Knappheit von sauberem Wasser zu lösen, lande schnell bei Versorgeraktien. Mit einem klassischen Sektorinvestment hole man sich zwangsläufig aber auch Elektrizitäts- und Gasversorger ins Portfolio, argumentiert Fruschki. "Ein themenspezifischer Fonds kann demgegenüber ausschließlich Wasserversorger auswählen und zusätzlich gezielt in geeignete Industrie- und Technologiewerte investieren, die ebenfalls innovative Lösungen gegen Wasserknappheit anbieten."

Beim Aufsetzen von Themenfonds komme es darauf an, dass es genügend "Pure Plays" gebe, also Unternehmen, deren Geschäftsmodelle möglichst direkt und ausschließlich auf das gewünschte Thema hin ausgerichtet sind. "Auch Industriegiganten wie Siemens oder GE haben Geschäftsbereiche rund um das Thema Wasserbereitstellung, dies stellt aber keinen Kern-Geschäftsbereich dar", nennt Fruschki ein Beispiel. "In einem Themenfonds zu Wasser würden wir daher eher in andere Unternehmen investieren."

Sein Team habe die Erfahrung gemacht, dass sich ein Thema diversifiziert und effizient abbilden lasse, wenn es weltweit mindestens 100 entsprechende Titel gebe. "Ist das Universum kleiner oder existiert keine hinreichend große Anzahl an Pure Plays, sollte man von einem entsprechenden Themenfonds die Finger lassen", so Fruschki.

Themenfonds müssen sich deutlich vom breiten Markt unterscheiden
Der Allianz-GI-Manager möchte auch das Morningstar-Argument, die Performance von Themenfonds sei "insgesamt nicht berauschend", nicht gelten lassen. "Gerade in der zurückliegenden Corona-Krise hat sich gezeigt, dass sauber recherchierte und aufgesetzte Themenfonds besser abschneiden als der breite Aktienmarkt", so Fruschki gegenüber FONDS professionell ONLINE.

Seine Überzeugung lautet daher: "Wenn sich ein Themenfonds nicht besser schlägt als der breite Markt, ist es entweder kein richtiges Thema oder der Fonds ist nicht richtig aufgesetzt!" Um dies zu erreichen, dürften solche Fonds den breiten Markt aber nicht lediglich kopieren, sondern müssten sich ganz bewusst von diesem unterscheiden und Akzente zugunsten der Geschäftsmodelle von morgen setzen. Fruschki vertritt daher eine völlig andere These als Morningstar: "Vor allem Investments in langfristig gültige Trends bergen das Potenzial, besser als der breite Markt abzuschneiden, da die hierzugehörigen Geschäftsmodelle stetig an Relevanz gewinnen." (bm)