Investments in Themen wie Demographie und Digitalisierung, Raumfahrt und Robotik sind groß in Mode. Doch so mancher Trend hat bereits seine Hochphase erreicht, wenn die ersten Fonds aufgelegt werden. Diesen Schluss legen jedenfalls mehrere Untersuchungen nahe. So analysierten die Finanzwissenschaftler Itzhak Ben-David, Rabih Moussawi, Francesco Franzoni und Byungwook Kim die Entwicklung von Themen-ETFs aus den USA für die Jahre von 1993 bis 2019.

Die Forscher verglichen in dem Papier der Ohio State University und des Swiss Finance Institutes die Entwicklung spezialisierter Themen- sowie Branchenaktien-ETFs über fünf Jahre nach Auflegung mit der Entwicklung von Indexfonds, die breite Marktbarometer abbilden. Die Rendite adjustierten die Wissenschaftler anhand des Vier-Faktor-Modells nach Fama-French-Carhart nach Risiken.

Zwei unterschiedliche Wege
Im Ergebnis erzielen spezialisierte ETFs in den ersten fünf Jahren nach der Lancierung eine risikoadjustierte Rendite von im Schnitt minus sechs Prozent pro Jahr. Marktbreite Fonds hingegen fahren deutlich geringere Verluste ein. Ein weiteres Ergebnis der Analyse: Die spezialisierten ETFs weisen kleinere und differenziertere Portfolios auf als die breit anlegenden Fonds. Vor allem aber warten die Themen-ETFs mit höheren Gebühren auf.


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"Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass sich die ETF-Branche entlang zweier unterschiedlicher Wege entwickelte", resümiert Mitautor Itzhak Ben-David von der Ohio State University. Breit angelegte ETFs böten Anlegern die Möglichkeit, zu geringen Kosten ein diversifiziertes Portfolio zu erhalten. "Andere teurere, spezialisierte ETFs scheinen die Nachfrage der Anleger nach beliebten, aber überbewerteten Anlagethemen zu bedienen", folgert Ben-David. "Infolgedessen ist ihre Performance im Schnitt enttäuschend."

Von Launen geleitet
So weisen Aktien unmittelbar vor ihrer Aufnahme in Themenfonds meist markante Kurssprünge, Gewinnüberraschungen sowie einen hohen Grad der Berichterstattung in klassischen wie in sozialen Medien auf. Zudem würden verstärkt Privatanleger in Themen-ETFs investieren, die sich stärker von Stimmungen an den Märkten leiten lassen, so die Autoren. Die Produktanbieter identifizieren solche Trends und legen die passenden Vehikel auf. Doch zum Start haben viele Aktien bereits ihr Bewertungshoch erreicht – fortan fallen die Kurse. Auch die Berichterstattung ebbt ab, fand das Forscherquartett heraus.

Weiterhin untersuchten die Forscher die Nettomittelaufkommen der beiden Fondstypen. "Breit angelegte ETFs weisen eine deutlich höhere Empfindlichkeit gegenüber Gebühren auf", beobachtet Ben-David. Die Nettomittelaufkommen bei spezialisierten ETFs verliefen hingegen unabhängig von den Gebühren. Sie würden stärker auf die Wertentwicklung reagieren. Und wenn die Performance nicht passt, ziehen Anleger auch Mittel ab. Dies führt dazu, dass die Lebensdauer von Themen- und Branchen-ETFs recht kurz ist. (ert)