Finanzberater sind durch die delegierte Verordnung 2021/1253 des Europäischen Parlaments und des Rates seit August 2022 dazu verpflichtet, ihre Kunden beim Beratungsgespräch zu deren Nachhaltigkeitspräferenzen zu befragen. Im Zuge einer Studie des Anlageberatungsunternehmens Obergantschnig Financial Strategies und des Vereins für wirtschaftsethische Fragen Ethico wurde untersucht, inwieweit sich Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden auf die Verfügbarkeit von Investmentoptionen auswirken. Dazu analysierten die Finanzexperten rund 8.000 zum Vertrieb in Österreich zugelassene Fonds.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass oft schon geringfügige Nachhaltigkeitspräferenzen seitens der Anleger zu einer massiven Einschränkung der zur Verfügung stehenden Investmentoptionen führen. Dies gilt insbesondere für die Mindestanteile an taxonomiekonformen Investments beziehungsweise den nachhaltigen Investitionen gemäß Offenlegungsverordnung.

"Nur 17 Fonds bleiben übrig"
Josef Obergantschnig, Gründer und Geschäftsführer von Obergantschnig Financial Strategies, erklärt dazu: "Die neuen Vorgaben sind enorm komplex und für Berater wie für Kunden gleichermaßen schwer zu fassen. Unserer Studie zufolge fallen 97 Prozent der untersuchten Fonds aus dem Angebotsportfolio heraus, wenn kundenseitig Präferenzen für Nachhaltigkeit geäußert werden. Sobald etwa ein Mindestanteil von über zehn Prozent taxonomiekonform genannt wird, bleiben in Österreich von rund 8.000 zugelassenen Fonds nur noch 17 Fonds zur Auswahl übrig."

Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass knapp die Hälfte aller in Österreich zum Vertrieb zugelassenen Fonds als nachhaltig deklariert sind (laut Artikel 8 oder 9 der Offenlegungsverordnung). Nur rund drei Prozent der untersuchten Fonds liefern für den geplanten Mindestanteil an taxonomiekonformen Investments einen Wert von größer null Prozent. Die Mehrheit dieser Fonds befindet sich in der Bandbreite zwischen 0,01 Prozent und zehn Prozent. Nur 17 Referenzfonds (von über 8.000) können einen Mindestanteil von mehr als zehn Prozent aufweisen.

Für die Analysen wurden Finanz- und Fondsdaten von Mountain-View Data verwendet. Im Zuge der Untersuchungen wurden 8.086 Referenzfonds analysiert. Unter Berücksichtigung der Subfonds und Tranchen entspricht dies der Anzahl von 48.434 Wertpapieren. Der Stichtag für die Analysen war der 7. Dezember 2022. Es wurden ausschließlich Fonds analysiert und untersucht, für die eine Vertriebszulassung in Österreich vorliegt. Die 8.086 Referenzfonds wurden dabei in einzelne Asset-Klassen segmentiert und verteilen sich auf Aktienfonds (3.331), Anleihenfonds (2.840), Mischfonds (858) und andere Fonds (1.057). (gp)