Das Wiener Venture-Capital-Unternehmen Speedinvest und das Private Banking der Erste Bank sind eine Vertriebskooperation eingegangen. Privatbankkunden wird ein Einstieg in den Speedinvest-IV-Fonds angeboten, geht aus einer Aussendung hervor.

Die Mindesteinstiegsschwelle liege bei 100.000 Euro, wobei das Kapital innert maximal sechs Jahren "in etwa ähnlichen Tranchen" abgerufen wird. Laut einer Erste-Group-Sprecherin investieren die Kunden "über eine Treuhandstruktur" in den Hauptfonds von Speedinvest.

Neue Investorenschicht
Es handle sich um einen neuen Fonds; die Kooperation sei exklusiv, heißt es. Speedinvest-CEO Oliver Holle sieht darin eine Möglichkeit, neue Investoren anzusprechen. Bisher beschränkte sich der Zugang laut Aussendung weitgehend auf institutionelle Investoren.

Speedinvest zählt nach Eigenangaben zu den frühen Investoren von bekannten Start-ups wie Wefox, Bitpanda oder Gostudent. Das verwaltete Vermögen liegt laut den Angaben bei über 600 Millionen Euro. Die Kerninvestitionsfelder des Unternehmens sind Deeptech, Fintech, Health, Industrial Tech, Marketplace & Consumers und SaaS & Infra (Software as a Service und Softwareinfrastruktur).

EuVECA
Aus der FMA-Fondsdatenbank geht hervor, dass der Speedinvest IV ein im April 2022 aufgelegter alternativer Investmentfonds (AIF) in der EU-Norm eines EuVECA (European Venture Capital Fonds) ist. Mit der EuVECA-Verordnung wollte die EU Investitionen in kleinere und mittlere Betriebe beziehungsweise Start-ups fördern. 

Das Erste Private Banking bietet seit mehreren Jahren Privatmarktinvestments an. 2018 habe man in Kooperation mit der Schweizer Partners Group einen der ersten Private-Equity-ELTIF (European Long Term Investment Funds) vertrieben. Seit 2019 verfüge man über eine "Private-Markets-Vermögensverwaltung". Ab 2023 werde es außerdem einen von der Fondstochter Erste Asset Management (EAM) aufgelegten Private-Equity-Dachfonds geben sowie eine "komplett digitale Lösung für die Abwicklung unterschiedlicher Private-Equity-Fonds" für Private-Banking-Kunden, so die Sprecherin der Bank.

Private Equity
Bei Venture Capital (Wagniskapital) wird in die Frühphase von Unternehmen investiert. Es handelt sich um eine Sparte des boomenden Bereichs Private Equity. Private-Equity-Investoren stellen Unternehmen Kapital zur Verfügung, noch bevor sie an die Börse kommen. Üblicherweise werden dafür sehr hohe Summen vorausgesetzt, meist im Millionen-Bereich. Allerdings arbeiten technologiebasierte Anbieter zunehmend an Lösungen, um die Schwellen auf wenige zehntausend Euro zu senken (FONDS professionell ONLINE berichtete etwa über Moonfare oder iCapital und deren Kooperationen).

In den vergangenen Jahren hat sich der Zeitraum von der Gründung eines Unternehmens bis zum Börsengang sehr stark verlängert. Im Durchschnitt geht man heute acht Jahre später an einen öffentlichen Handelsplatz als noch vor 20 Jahren. Von der Wertentwicklung, die in dieser verlängerten Privatmarktphase stattfindet, profitierten naturgemäß nur die institutionellen Investoren, die traditionell Private-Equity-Finanzierungen anbieten; Privatanleger haben indes das Nachsehen. Sie können erst beim Börsengang (und damit bei vergleichsweise fortgeschrittener Wertentwicklung) einsteigen. 

Privatmarktinvestitionen bieten überdurchschnittliche Renditechancen, sind aber hochriskant. Marktanalysen zeigen, dass nur die Top-Private-Equity-Manager die allgemeinen Aktienmarktindizes sehr deutlich outperformen; die durchschnittliche Performance der Private-Equity-Manager hingegen liegt sehr nahe am allgemeinen Aktienmarktdurchschnitt. (eml)